So viele Probleme!

Jana ist Freikirchlerin. Darauf wird in jedem Beitrag verwiesen, also muß das irgendwie wichtig sein. Vielleicht geht es darum, sich von ihr gleich mal implizit zu distanzieren?

Geredet hat wie es aussieht keiner mit ihr, seit vor einem guten Monat der Streß los ging. Also keiner von Seiten der EKD, deren Zugpferd sie ja sein sollte für eine Präsenz auf Youtube. Immerhin 200.000 € soll sich die EKD das kosten gelassen haben. Für ne professionelle Produktion sicherlich angemessen, aber trotzdem keine Peanuts, die EKD ist ja nicht die Deutsche Bank.

Der Hintergrund

Achso: Für alle, die nicht auf dem Laufenden sind. Die EKD hat sich überlegt, auf Youtube präsent sein zu wollen und deshalb ein Projekt gestartet. Hanno Terbuyken von evangelisch.de hat auf seinem Blog confessio digitalis ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, wie und warum es dazu kam.

Jedenfalls wurde Jana Highholder diejenige welche die EKD auf Youtube repräsentieren sollte, trotz ihrer Zugehörigkeit zu einer Freikirche – was ja an sich ein positives Zeichen sein kann.

Nun hat Jana aber am Weltfrauentag von Unterordnung der Frau gesprochen, wenn auch (?) nur auf sich selbst bezogen. Das hat die genannten Wellen geschlagen.

Reden über den Glauben

Ich hab mich ja schon bei Hannos Artikel gewundert. Der schreibt nämlich:

Unter den YouTubern, die die Agenturen mit eingebracht haben, war sie aber diejenige mit der besten Bildschirmpräsenz und der klarsten eigenen Glaubens-Ansage.

Die Hervorhebung ist von mir. Und im Ernst: Wundert das wen? Die Freikirchler (und die Konservativen innerhalb der Landeskirchen) sind doch grad diejenigen, die am ehesten klare Aussagen überhaupt treffen können! Da ist alles (oder zumindest vieles) ganz klar vorgegeben. Jemand,d er seine Ansichten nicht so klar hat wäre wahrscheinlich mainstreamiger rübergekommen.

Kirchengeschichten dazu:

Konkrete Sprache fällt im protestantischen Mainstream sehr schnell unter den Verdacht der Freikirchlerei – kein Wunder, dass dieses Milieu so gut wie keine Menschen hervorbringt, die willens oder in der Lage sind, öffentlich über ihren Glauben zu sprechen.

Ich frage mich ja, ob das so sein muß. Der Autor von Kirchengeschichten (sorry, ich wußte Deinen Namen mal aber ich hab den nirgends mehr gefunden) sieht den Grund hierfür, daß die Landeskirchen die Mitglieder nicht verschrecken wollen.

Aber kann es das sein? Lieber nix sagen, bevor man aneckt? Lieber schwammig als konkret, bevor man Mitglieder verliert? Ist es nicht möglich – immerhin sind wir, die Gläubigen, doch ein Leib – daß wir im Einzelnen abweichende Ansichten haben und trotzdem gemeinsam glauben?

Jetzt mal ins Unreine gesprochen: Wenn Jana so ein Frauenbild hat und sich damit wohl fühlt, soll sie meinetwegen damit glücklich werden. Solange sie nicht von anderen verlangt, das auch so zu sehen…

Marketing und Verkündigung

Aber hier kommt dann wieder das allgemeine Problem: Die EKD wollte ja durch eine Person sich selbst darstellen. So kann das nur schief gehen. Aber wie hätte es klappen können? Indem eine Redaktion alle Aussagen weichspült und genau aufpasst, was Jana in jedem Video sagt? Das wär dann wohl recht unauthentisch geworden. Und das merkt man normal auch.

Ich erinnere mich noch an Beff-Man, der kritisch über die Kirche schreiben wollte, aber halt auf nem Kirchenblog – was dann deutlich weniger ätzend wurde als erhofft…

Mein Eindruck aus meiner zugegeben geringen Praxis (nach dem Vikariat war ja Schluß) ist, daß Jugendliche durchaus Fragen zum Glauben haben, durchaus interessiert sind. Man muß sich halt die Zeit nehmen und die Anstrengung auf sich nehmen, mit ihnen darüber zu reden. Katechese sagte man früher.

Da geschah das per Druckbetankung im Konfi-Unterricht. Zum Glück ist das heute nicht mehr so. Zu viel Zwang. Aber wenn Fragen sind, muß ein Pfarrer nach meiner Meinung (ja, ich hab leicht reden) da sein, Rede und Antwort stehen.

Bei der immer weiter steigenden Arbeitsbelastung ist das freilich kaum drin. Und ich befürchte, das Problem ist eher hier zu verorten.

Und dann wird der ganze Unsinn deutlich, der da gerade läuft. Mir stellt sich das so dar:

Die EKD wollte mit ner coolen jungen Erwachsenen ihre Marke stärken. Quasi wie Coca Cola darstellen will, daß ihre Erfrischungsgetränke cool sind, damit sie gekauft werden.

Nur: Was verkauft die EKD? Eben, nichts. Und deshalb ist das ganze Konstrukt schief, und deshalb kann das so gar nicht funktionieren.

Und die Zukunft?

Was funktioniert ist, daß Personen, die über ihren je privaten eigenen Glauben reden, andere damit zum Weiterdenken anstoßen – im Guten wie im Schlechten. Aber das muß schon eigene Überzeugung sein, kein redaktionsgefolterter PR Text.

So gesehen war es richtig, daß Jana die Möglichkeit hatte zu sagen, was sie sagte.

Das Problem war halt nur, daß die EKD sich auf eine Person konzentriert hat. Das Problem ist ein Stück weit vielleicht auch, daß Menschen sich über die Ansichten anderer Menschen empören. Und das Problem ist, daß Jana (bisher?) die einzige Stimme war, die mit Segen der EKD von ihrem Glauben auf Youtube erzählte.

Begreift man das Ganze aber nicht als Markenkernstärkung, sondern als das was es ist: Reden vom Glauben – und setzt man die eigene Jugend in die Lage, über den eigenen Glauben zu reden, und greift man dann noch Wolfgangs Netzwerk-Idee aufgreift, dann könnte das echt ein Projekt mit einer gewissen Breitenwirkung werden.

Und das führt dann vielleicht wieder zu Fragen bei Jugendlichen, also weiteren Katechesegelegenheiten… und irgendwie denk ich jetzt grad an das Lied „Ins Wasser fällt ein Stein“…

Ihr versteht, was ich meine 😉