Ulrich Kasparick hat einen Artikel geschrieben, indem er idea für deren Handeln kritisiet und fordert, daß die EKD idea nicht weiter finanziell unterstützen soll.

Zu dem Artikel hat ein Kommentator „Wga“ folgendes geschrieben:

Als Christ erwarte ich nicht, dass die EKD einen interreligiösen Dialog macht, linke Positionen vertritt, sondern klar das Evangelium des Auferstandenen verkündet: CHRISTUS ALLEIN. Wie soll man da islamfreundlich sein? Der Islam ist eine antichristliche Religion, die mit Christus NICHTS gemeinsam hat. Die Erlösung erfolgt ausschließlich durch das was Jesus am Kreuz getan hat.

Ich muß Wga zugestehen, daß er oder sie im Konfirmationsunterricht aufgepasst hat: Die Erlösung erfolgt durch Christus, durch das, was Christus am Kreuz getan hat, nämlich die Welt geliebt und zwar so sehr, daß Er nicht zurückgeschlagen hat, sich nicht gewehrt hat, sondern lieber den Tod auf sich nahm als die Welt dafür zu bestrafen, daß sie Gott ermordete.

Allerdings kann man Wga denke ich ein wenig dafür kritisieren, das nicht ganz durchdacht zu haben, was Christus da gemacht hat und was daraus folgert. Als Seine Jünger sollen wir Ihm nämlich nachfolgen und unser Kreuz auch auf uns nehmen. Sprich: Wir sollen Liebe üben und nicht zurückschlagen. Das fällt schwer, das wissen wir alle, und wer meinen Blog länger liest weiß, daß ich auch oft austeile, daß ich auch über die Grenze zwischen Bekennen der Wahrheit (soweit man sie erkannt zu haben glaubt) und Angreifen der Gegenposition hinausschieße.

Aber ist ist halt auch so, daß Verkündigung des Evangeliums des Auferstandenen nicht nur bedeutet, andächtig aufs Kreuz zu schauen, sondern daß zur Verkündigung auch unser Tun dazugehört. Wir sollen nicht nur reden, wir sollen auch tun. Und jetzt „tut“ die EKD wie viele landeskirchliche und auch andere Gemeinden interreligiösen Dialog.

Wga fragt, wie man als Christ, der das Evangelium verkündigt, islamfreundlich sein kann. Nun, ich denke man kann nicht nur, man muß, wenn man verkündigen will, freundlich sein. Nicht nur den Muslimen gegenüber, sondern auch allen anderen Menschen gegenüber. Dialog und Islamfreundlichkeit bedeutet ja nicht, daß man die eigene Position verläßt. In einen Dialog kann man nur treten, wenn man die eigene Position kennt. Wenn man sie nicht kennt, muß man vorm Dialog freilich Angst haben, weil man ja nicht weiß, wieso man seine Position hat, so daß man auch plötzlich eine andere POsition bekommen könnte und Muslim werden könnte… es gibt sicher Menschen, denen das Angst macht.

Dialog bedeutet lediglich, daß man sich austauscht darüber, was der je andere glaubt. So daß man nicht auf BILD und idea angewiesen ist. Dann findet man vielleicht auch herraus, daß der Islam mitnichten antichristlich ist, sondern daß es im Islam unter den Muslimen eine ziemliche Hochachtung auch für den christlichen Glauben gibt. Das wird aus den Nachrichten freilich nicht klar, weil es dort immer um irgendwelche Spinner mit Sprengstoffgürteln geht. Man versetze sich einmal in die Lage eines Muslim, der keine Christen kennt und in den Nachrichten nur von Leuten wie Breivik hört, oder von Bush, der einen „Kreuzzug“ machen wollte und ein Land angriff, weil dort angeblich Massenvernichtungswaffen sein sollten, mit dem Ergebnis, daß heute alles noch viel schlimmer ist als unter Saddam. Und Bush meinte dann auch noch, Gott hätte ihm gesagt, das zu tun…

Dialog kann solche falschen Bilder vermeiden helfen und zum Frieden beitragen. Insofern ist der Dialog mit dem Islam und auch allen anderen Religionen genau das, was Wga fordert: Verkündigung des Evangeliums, indem nämlich gezeigt wird: Christen sind nicht gewalttätig, sie reden mit den Menschen und nehmen sie als Menschen wahr, nicht als Stereotypen.

Damit erlösen wir zwar nicht die Muslime, aber Erlösung kann sowieso nur durch Gott geschehen. Aber wir schließen Kontakte, vielleicht sogar Freundschaften, und falls sich irgend ein Muslim entscheiden sollte, zu konvertieren, hat man direkt chon den Kontakt und kann helfen. (umgekehrt natürlich genauso)

Wga schreibt weiter unten:

Was soll da an Gemeinsamkeiten möglich sein. Wer das propagiert hat den seligmachenden Glauben, den auch die Kirchenväter vekündet haben, verlassen.

Es gibt viele Gemeinsamkeiten. Die Muslime kennen die meisten der biblischen Personen und ihre Geschichten. Natürlich haben sie keinen seligmachenden Glauben nach christlichem Verständnis, sie sind ja keine Christen. Aber man verläßt ja nicht den Glauben, wenn man ins Gespräch kommt. Gerade die Kirchenväter haben doch immer wieder das Gespräch zum heidnischen Umfeld gesucht, um eben das Christentum zu erklären. Nichts anderes tun Christen doch im interreligiösen Dialog. Und zum Erklären gehört auch das Zuhören, sonst ist es ja sinnlos. Ergo hat der, der den interregligiösen Dialog führt, den Glauben der Kirchenväter gerade nicht verlassen, sondern steht in dessen Tradition.

Allerdings wundert es mich, daß gerade ein Evangelikaler sich auf die Kirchenväter zu stützen versucht. War da nicht mal was mit allein die Schrift?

Ach, eins noch:

Die Evangelikalen sind auch die, die in Einheit mit allen Konfessionen und quer durch die Kirchengeschichte an der gemeinsamen Haltung gegenüber unbiblischer Lehren bezüglich Gender und Homosexualität festhalten. Die paar Liberalen, die da was ändern, können nicht sagen, dass sie kirchengeschichtlich in Einheit mit den Vätern und allen Konfessionen stehen, nicht mal mit den Leuten in ihren eigenen Konfessionen können sie da behaupten, sie hätten eine Einheit.

Luther hatte am Anfang auch keine Einheit. Mit (fast) niemandem. Ist die Rechtfertigung aus dem Glauben deshalb plötzlich falsch?

Comments

Comment by Fritz on 2015-11-24 11:52:04 +0100

Gut, lieber Ulrich Kasparick, kann ich so mit unterzeichnen.

Eine kleine Ergänzung, die gegen Selbstgerechtigkeit ein Heilmittel sein sollte: Jesus erzählt die Geschichte vom Barmherzigen Samariter. Sie ist zentral für seine Botschaft. Vielleicht hilft diese Geschichte auch einem Evangelikalen, die eigene Weltsicht ein wenig in den biblischen Kontext zu stellen und sich zu befragen: Was würde denn Jesus an meiner Stelle tun?

Comment by De Benny on 2015-11-24 21:30:16 +0100

Ich bin nicht Ulrich Kasparick und der Blog hier hat auch sonst nix mit ihm zu tun.

Comment by Richard C. Wolf on 2022-02-09 11:28:12 +0100

Hallo, eine kleine, aber bedeutsame Korrektur. In dem Text heißt es: „Dann findet man vielleicht auch heraus, dass der Islam mitnichten antichristlich ist, sondern dass es im Islam unter den Muslimen eine ziemliche Hochachtung auch für den christlichen Glauben gibt.“ Eine solche Behauptung kann nur jemand aufstellen, der den Koran nicht gelesen hat. Der Koran, als heiliges, unveränderbares Wort Allahs, ist zutiefst Christen- und Juden-feindlich. Dazu gibt es Duzende von Stellen im Koran. „… der Islam (ist) mitnichten antichristlich…“ ist eine Aussage, die äußerst naiv ist und schlicht von Unkenntnis zeugt. Ich empfehle jedem, der diese Aussage unterstützt, sich eine Exemplar des Koran zu kaufen und es zu lesen.

Comment by De Benny on 2022-02-09 15:36:26 +0100

Ich kann kein Arabisch. Von daher kann ich wenig dazu sagen, was der Koran sagt.

Ich kann aber Bibelhebräisch und weiß, daß die Auslegung heiliger Schriften etwas komplexer ist als einfach ad hoc alles 1:1 zu nehmen. Das gilt im Christentum, selbst bei den Biblizisten, wie auch im Islam, selbst bei den Salafisten.

Gibt es Muslime, die etwas gegen das Christentum haben? Ja. Aber es gibt auch Christen, auch Prominente, die dem Islam mit offenem Haß begegnen (und dies mit der Bibel rechtfertigen).

Ich leg als Christ die Bibel aus und überlaß den Muslimen die Auslegung des Koran.

Freundlichkeit erkenne ich nicht an fremdsprachigen Büchern, sondern am Verhalten der Menschen, denen ich begegne. Vielleicht mach ich da ja was falsch…