Ich habe lange überlegt, ob ich auf eine Demonstration gegen Pegida gehen soll. Mir geht die (mindestens) latente Ausländerfeindlichkeit von Teilen dieser Spaziergänger gehörig gegen den Strich. Nicht weniger gegen den Strich geht es mir, wenn (wie in einer ZDF-Dokumentation gesehen) Menschen dafür sind, Ausländer auszuweisen mit dem Hinweis, sie hätten ja selbst kaum genug Geld, um über die Runden zu kommen. Es kotzt mich an, wenn Sozialneid oder meinetwegen auch Angst um die eigene Versorgung dazu führt, dass Menschen dermaßen kaltherzig werden. Denn eins darf man nicht vergessen: Die Menschen, die geflohen sind, können definitiv nichts für die Höhe der Sozialhilfe, die wurde schon lange, bevor die Flüchtlinge kamen, festgesetzt. Es stimmt meiner Meinung nach, dass die Sozialhilfe zu niedrig sind, um tatsächlich ein menschenwürdiges Leben mit Teilhabe an der Gesellschaft zu führen. Dies liegt jedoch an Fehlentscheidungen in der Politik. Flüchtlinge unter den Fehlentscheidungen der Politik leiden zu lassen finde ich einfach nur beschissen. Das waren für mich Gründe zur Anti-Pegida-Demonstration zu gehen. Ich habe diese Demo glücklicherweise als friedlich erlebt.
Was mich allerdings ebenso ankotzt wie die Kaltherzigkeit und latente Ausländerfeindlichkeit von (so wie ich das wahrnehme) weiten Teilen der Pegidabewegung ist Gewalt gegen diese Bewegung. Ich bin sehr dafür, dass man ihr mit friedlichen Demonstrationen die Abneigung gegen ihre Ansichten zeigt. Ich bin noch mehr dafür, dass man das Gespräch sucht, das habe ich vor einigen Tagen erst gemacht. Gut, die beiden älteren Damen im Café befanden sich grade nicht auf einer Pegida-Demonstration, doch ihre Meinungen gegenüber Asylbewerbern deckten sich mit denen von Pegida. Also, Gegendemonstrationen und Gespräche – jederzeit. Ich distanziere mich jedoch von Menschen, die eine genehmigte Demonstration mit Gewalt behinderten und so den Pegida-Sympathisanten die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung nahmen. So sehr ich die Inhalte von Pegida, wie ich sie bisher wahrgenommen habe, ablehne, muss ich für mich feststellen: Diejenigen, die andere Menschen an der ihnen verfassungsmäßig zustehenden Meinungsäußerung hindern (auch wenn mir die geäußerte Meinung nicht gefällt) sind in meinen Augen keinen Deut besser als die Pegidademonstranten. Beide gefährden meiner Meinung nach mit ihrem Verhalten die Menschenwürde und Freiheit des einzelnen. Bei beidem kriege ich Brechreiz.