Ivanhoe!“ sagte der Cousin meiner Mutter im Kommunionsunterricht mit dem Brustton der Überzeugung – und hat sich gleich eine eingefangen. Es stellte sich raus, daß die gewünschte Antwort „Niemand“ lautete…

Von derartigen „pädagogischen“ Mitteln sind wir zum Glück (hoffentlich?) weg. Aber eine Frage bleibt: Ist Christus wirklich stärker? Kommt diese ganze Evangeliumsgeschichte mit diesem langhaarigen Hippie nicht etwas weicheierig rüber? (Wer nicht glaubt, daß sich die Frage stellt, lese [hier][2] über aktuelle Entwicklungen in den Vereinigten Staaten)

Immerhin redet Jesus die ganze Zeit von Dingen wie der anderen Wange hinhalten, Vergebung, Liebe, auch zu den Feinden etc etc etc. Alles recht harmonietriefend, aber das ist ja nicht für jeden was. Manch einer ist vielleicht so gestrickt, daß er von einem Vorbild mehr Särke, mehr Kraft, mehr Härte erwartet. Oder kurz: Mehr Testosteron. (ich will jetzt gar nicht über die Gründe philosophieren, wieso man sich solche Vorbilder wünscht, ob es mit persönlicher Unsicherheit zu tun hat oder wie auch immer, bewerten will ich das schon gar nicht, ich nehm einfach mal zur Kenntnis, daß es das gibt)

Nehmen wir mal ein Beispiel herausragenden Testosteronstrotzens, vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an Rocky Balboa. Nein, ich meine nicht den tausendsten Aufguß vor ein paar Jahren, ich meine die Figur in der Filmreihe (wobei sich da der letzte Teil auch nicht groß unterscheidet in dem, worauf ich hinauswill). [Ein Beispiel][3]:

Clubber Lang, gespielt von Mr. T. boxt gegen Rocky Balboa, gespielt von Sylvester Stallone. Und Rocky tut das, was er eigentlich immer tut: Er läßt sich so richtig vermöbeln, bis sein Gegner außer Puste ist, und nimmt den dann geschwächten Gegner auseinander.

Letzteres tut Jesus nicht. Aber auch zum ersteren gehört einiges. Vielleicht sogar mehr, denn damit knackt man den Gegner ja.

Wenn also jemand die andere Wange hinhält, dann braucht man dafür durchaus einiges an Kraft. Seht Euch das Video nochmal an. Rocky hält nicht nur die Wange, ein paar Mal hin.

Ginge ein Boxkampf nicht nur über 15 Runden, könnte er es vielleicht sogar so weit treiben, daß sein Gegner so fertig ist, daß ein Windstoß ihn umwerfen könnte. Das ist aus dramaturgischen Gründen aber schon schlecht für den Film. Im richtigen Leben, und damit bei Jesus, ist es aber durchaus eine Option. Immerhin machte Jesus so den Teufel platt.

Er steckte ein, immer noch mehr, verreckte elendiglich am Kreuz. Und was hat Er davon? Am Ende doch verloren, nicht wie Rocky.

Nein! Der Gewinner ist der, der am Ende noch steht. Das Ende, das ist nicht Karfreitag, das ist Ostern. Indem Jesus sich töten lies offenbarte Er die Ungerechtigkeit der Welt, die einen Unschuldigen ans Kreuz schlägt, aus allerlei Kalkül. Damit ist alle weltliche Reglementierung, wer als gut und wer als schlecht zu gelten hat, hinfällig. Offenkundig funktioniert sie nicht.

Unsere Gesetze sind letztendlich ungerechtfertigt, wenn es um das ewige Heil geht. Jesus wurde immerhin als Sünder, als Gotteslästerer hingerichtet. Und dann steht Er einfach wieder auf, läßt sich nicht auszählen. Am Ende steht Er, und unsere weltlichen Schubladen sind diskreditiert. Taugen letztendlich nichts.

Dazu mußte Er nicht zuschlagen. Was vielleicht dann doch diejenigen nicht ganz befriedigt, denen das „Testosteron“ lieber ist als die Harmonie. Er hat dadurch trotzdem all das zerschlagen, was uns unfrei macht. Es wäre wohl Sache der Kunst, das alles so darzustellen, daß die Testosteronfans etwas damit anfangen können. Jedenfalls ist eins klar: Ivanhoe ist tatsächlich nicht wirklich stärker als Jesus, denn wenn schon der Tod Ihn nicht so KO kriegte, daß Er nicht mehr aufsteht, was hätte Ivanhoe tun können?

[2]: http://weblogs.evangelisch.de/weblogs/stilvoll-glauben/2014/04/17/christsein-fuer-echte-maenner “Link zu Heiko Kuschels Artikel über Christsein für “echte” Männer” [3]: https://www.youtube.com/embed/wM-lOVgoUqI