Bei „Christliche Perlen“ hab ich nen kurzen Artikel mit Video zum Lied „Amazing Grace“ gesehen. Im Artikel gab es auch einen Link zum Liedtext auf wikipedia. Den hab ich mir durchgelesen, und blieb bei der tophe aus Onkel Tom’s Hütte hängen:

When we’ve been there ten thousand years,
Bright shining as the sun,
We’ve no less days to sing God’s praise
Than when we’d first begun.

Wenn wir zehntausend Jahre dort gewesen,
Hell scheinend wie die Sonne,
Haben wir keinen Tag weniger Gottes Lob zu singen,
Als da wir angefangen haben.

Ich mußte mich daran erinnern, öfters mal von Leuten gehört zu haben, die Aussicht, daß man im Himmel immer nur die liebe lange Zeit Gott loben müsse, erscheine ihnen mehr als Hölle. Wirklich himmlisch wäre der Himmel nur dann, wenn man auch die Freiheit hätte, seine Zeit dort nach eigenem Gutdünken zu genießen.

Eine Verpflichtung zum ewigen Lobgesang allerdings entspricht dem nicht. Man stelle sich vor: Die ersten paar Minuten geht es noch. Irgendwann wird es anstrengend, der Hals fängt an, weh zu tun, man wird müde, doch man muß immer weiter und weiter singen…

Aus der oben zitierten Strophe schwingt eine andere Einschätzung der Situation mit: Derjenige, der das dichtete freut sich, daß er immer weiter lobsingen kann und daß die Zeit nicht weniger wird, egal wie lange man schon dabei ist.

Für Menschen wie mich, die gerne singen, ist das sofort einleuchtend. Aber wer singt heute denn schon noch gerne, außer vielleicht die Fanchöre in den Bundesligastadien? Die würden wohl wenn sie körperlich dazu in der Lage wären, auch ewig weitersingen. Und wir kriegen ja im Himmel nen neuen Körper, heißt es…

Vielleicht muß man sich auch einfach vom Bild des Singens lösen: Man kann ebenso das eigene Hobby einsetzen. Beim Gesang wird natürlich noch der Aspekt des Gotteslobes betont, „Highway to Hell“ wird da wohl weniger gesungen…

Also ewiges Briefmarkensammlen? Fußballspielen? Amateurfunken? Es erscheint irrwitzig, diese Dinge zur Ehre Gottes tun zu wollen, doch hat nicht Luther darauf hingewiesen, daß man alles zur Ehre Gottes tun könne? Ich glaube, da ist etwas dran, denn man kann „Großer Gott“ sicherlich auch singen, ganz ohne dabei an Gott zu denken oder den Zwecke eines Lobes zu verfolgen. Wie kommen wir eigentlich darauf, daß Gott Gesänge lieber mag als Briefmarkensammlerei? Oder Fußball?

Comments

Comment by Charly on 2013-08-28 14:38:24 +0100

Hallo,
zunächst etwas amüsantes zum Thema. Vor längerer Zeit hat Jemand dieses Thema in einem kurzem lustigen Trickfilm betrachtet: „Ein Münchner im Himmel“

Ich glaube auch, dass wir dereinst bei Gott unsere Zeit nicht so einseitig verbringen werden. Bei der Kreativität Gottes erscheint mir das eher unwahrscheinlich.

Comment by De Benny on 2013-08-28 14:48:10 +0100

Ja, die Geschcihte hatte ich auch im Kopf, wobei ich den Trickfilm noch nicht kannte.

Comment by Christina on 2013-08-28 16:29:04 +0100

Was für ein blöder Trickfilm. Ein Himmel in dem es Zorn, Beleidigungen, Gewalttätigkeit, Ungehorsam und Alkoholmißbrauch gibt…… ??? Ich habe dafür nur ein Wort: Gotteslästerung.

Comment by Charly on 2013-08-28 16:55:15 +0100

Oh man Christina, meinst du auch, dass Gott keinen Humor hat und das Lachen vom Teufel kommt? 😉
Mir scheint, man kann das ganze Video tatsächlich auch als Christ deutlich entspannter ansehen.

Comment by Christina on 2013-08-28 18:00:06 +0100

Nur mal so am Rande. Was steht in Galater 6, 7? „Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten.“ Und so wie der Himmel in diesem Trickfilm dargestellt wird, das spottet dem Allerhöchsten und allem, was er denen, die ihn lieben, vorbereitet hat.

Comment by Charly on 2013-08-28 18:30:02 +0100

Christina, ich habe ein Buchempfehlung für dich: „Der Name der Rose“ von Umberto Eco. Dort wirst du finden, dass es deine Einstellung zum Humor schon vor vielen hundert Jahren gab. Aber lass mich raten…. dieser Roman ist bestimmt viel zu gotteslästerlich für dich, oder? 😉

Comment by Christina on 2013-08-28 20:46:26 +0100

Ich kenne den Film und ich glaube, du mißverstehst hier was. Es gibt einen Unterschied zwischen „Spott über Gott“ und „Spott über Menschen“ oder schon längst von Gott abgefallene kirchliche Institutionen. 😉

Comment by Charly on 2013-08-28 21:17:45 +0100

Der Film bringt diesen Aspekt nicht annähernd so ausführlich rüber, wie das Buch. Du solltest es lesen. Dr Film ist vergleichsweise eine blasse Kopie.
Dieser kleine Trickfilmspott ist eine Satire. Kennst du den Unterschied zwischen Satire und Hohn und Spott, geschweige denn Gotteslästerung? Diese Satire zielte damals auf die bayrische Regierung, und beileibe nicht auf Gott.

Nun, wir verhaspeln uns hier. Das Thema des Blogbeitrag ist nicht der unterschiedliche Geschmack Frommer. Es ist die Frage, wie wohl unser Sein dereinst bei Gott sein wird. Und diese Vorstellung des ewigen Hosianna-Singens wird in dem kleinen Film amüsant überspitzt und damit sehr schön aufgezeigt, wie abwegig ein solcher Gedanke eigentlich ist.
Gott ist nicht nur kreativ, ja man könnte fast sagen, er ist die Kreativität in Person, der, aus dem alle Kreativität kommt. Wie sollte ein solch überreicher, übersprudelnder Gott sich damit zufrieden geben, wenn seine Kinder dereinst mit Harfe und Hosianna die Ewigkeit verbringen?

Ich werfe hier mal einen verwegenen Gedanken ein:
Betrachte ich diese unfassbare Größe des Weltalls und die nicht zählbare Menge der Sonnen und den anzunehmenden Planeten, und betrachte ich dann den eigentlichen Auftrag Gottes an den Menschen: Diese unsere Erde zu verwalten und zu gestalten, frage ich mich: Kann es sein, dass Gott uns diesen Auftrag wieder geben wird und womöglich einmal das ganze Weltall mit all seinen Universen und Sonnensystemen durch die Kinder Gottes verwaltet und gestaltet werden könnte?

Comment by Christina on 2013-08-29 15:49:07 +0100

@ Charly:

Ich finde deine Gedanken gar nicht so verwegen. 😉 Daran habe ich auch schon des öfteren gedacht. Vielleicht war das Universum ursprünglich gar nicht so lebensfeindlich und wurde es erst durch den Sündenfall. Ich vermute das mal stark. Allerdings wird diese Erde, so wie wir sie kennen, ja im Feuer vergehen und Gott wird eine neue Erde und einen neuen Himmel schaffen, in dem Gerechtigkeit wohnt. Lassen wir uns überraschen. Jedenfalls wird es dort so unbeschreiblich schön sein, dass man dieser Erde (und ihrer Schönheiten) überhaupt nicht mehr gedenken wird. So sagt es uns das Wort Gottes. 🙂

Vor einiger Zeit habe ich mal ein schönes Video gefunden, das passt jetzt hier irgendwie her. Vielleicht gefällt es dir auch:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=XQ3U4P87TLg

Gottes Segen
Christina