Bei History Kicks Ass hab ich wieder mal ein interessantes Fundstück gefunden: Ein Telegramm von Malcolm X an Martin Luther King vom 30. Juni 1964.
King war zu dieser Zeit in St. Augustine, Florida, wo er beim St. Augustine Movement mithalf, die Rassentrennung in der Schule zu überwinden. Dabei kam es zu Gewalt von Seiter weißer Segregationalisten. In dieser Situation schrieb Malcolm X, der von der Gewaltfreiheit wenig hielt, folgende Worte:
We have been witnessing with great concern the vicious attacks of the white races against our poor defenseless people there in St. Augustine. If the federal government will not send troops to your aid, just say the word and we will immediately dispatch some of our brothers there to organize self defense units among our people and the Ku Klux Klan will then receive a taste of its own medicine. The day of turning the other check to those brute beasts is over.
The Organization of Afro-American Unity
Malcolm-X Chairman Theresa Hotel Harlem NYWir waren mit großer Sorge Zeugen der bösartigen Attacken der weißen Rassen gegen unsere armen, wehrlosen Leute dort in St. Augustine. Falls die Bundesregierung keine Truppen zu Eurer Hilfe schicken wird, sagt nur ein Wort und wir werden sofort einige unserer Brüder dorthin schicken, um Selbstverteidigungseinheiten zu organisieren und der Ku Klux Klan wird seine eigene Medizin schmecken. Der Tag, an dem wir diesen brutalen Bestien die andere Wange hinhalten ist vorbei.
Die Organisation der Afro-Amerikanischen Einheit
Malcomlm-X Vorsitzender Theresa Hotel Harlem NY
Das Ganze erinnert mich ein wenig an Matthäus 26,53. Dort geht es um die Gefangennahme Jesu im Garten Getsemaneh. Dabei ergriff Petrus sein Schwert und schlug einem der Leute des Hohepriesters ein Ohr ab. Jesus ermahnt ihn daraufhin, das Schwert wegzustecken und fügt an:
Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte?
Malcolm X war sicher nicht Gott und die Brüder die er schicken wollte keine Engel, aber Jesus griff in der Not nicht auf die Option der Gewalt zurück, sondern lieferte sich der Gewalt Seiner Gegner aus. Und überwand damit die Hölle.
Ebenso griff King nicht auf die Gewalt zurück, die Malcolm X ihm anbot. Auch er und die ganze Bewegung ließ die Gewalt über sich ergehen, was zu immer weiteren Berichten in den Medien führte und die Rassisten nach und nach unmöglich machte. Das führte zwar nicht zur Überwindung der Hölle, aber es wurden neue Gesetze erlassen, die die Situation der Afroamerikaner weiter verbessern sollten. Hätte er zur Gewalt gegriffen, hätte er seine eigenen Forderungen ebenso entwertet wie die Rassisten ihre Forderungen. Liebe überwindet den Haß, nicht umgekehrt!
Aber Liebe tut weh!