Es ist mir die letzten Tage schon öfters begegnet und grad las ich es noch einmal bei justwondering: Es geht um die Bezirksmedaille für bürgerschaftliches Engagement in Friedichshain-Kreuzberg. Justwondering schreibt:
So oder so ähnlich haben sich’s die „Piraten“ gedacht, als sie im Berliner Bezirksparlament Friedrichshain-Kreuzberg den Antrag einbrachten, Bürger, die sie in Kirchen oder religiösen Gemeinschaften engagieren, grundsätzlich vom Empfang der von eben diesem Gremium verliehenen „Bezirksmedallie“ auszuschließen.
und verlinkt auf einen Artikel der Springer Presse. Nachdem ich das (und ähnliches) nun schon ein paar Mal gelesen habe und auch irgendwo mal nen Hinweis sah, daß das so nicht stimmt, und ich außerdem sehr wenig Vertrauen in die Korrektheit der Angaben bei Springer Produkten hab und außerdem die Piraten gar nicht mal so schlecht find (auch wenn es mich etwas ankekst, daß einige unter ihnen auch mal recht religionsfeindlich auftreten können, aber hey, jeder nach seiner Facon) hab ich jetzt mal kurz gerecherchiert, und siehe da: Es gibt auch eine Stellungnahm der Piratenfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung, und wenn man die liest, sieht das Ganze doch etwas anders aus.
Für mich stellt es sich nun so dar, daß lediglich das Engagement für die Religion nicht mehr geehrt wird, wobei jedoch Engagement von Christen innerhalb christlicher Institutionen etwa für soziale oder kulturelle oder… oder… Ziele durchaus weiterhin geehrt werden können und sollen.
Ist durchaus was anderes. Mir stellt sich bei der ganzen Geschichte die Sache, wie ein rein religiöses Engagement aussehen sollte, das früher geehrt worden wäre und es heute nicht mehr würde? Kirchen betreiben Jugendarbeit, die fallen in den Bereich Jugend. Sie machen Musik, das fällt in den Bereich Kultur. Sie betreiben Suppenküchen, das gehört in den sozialen Bereich. Und selbst Predigten sind als Texte Kulturprodukte…
Mir fällt es echt schwer, ein Engagement zu finden, das früher hätte geehrt werden können und das heute nicht mehr geehrt werden kann.
Das führt mich nun zu folgendem Schluß: Es ist Wahlkampf. Aus irgend einem Grund versucht man womöglich, an die Stimmen der kirchendistanzierten und kirchenkritischen, ja vielleicht kirchenfeindlich Eingestellten zu kommen, mit solchen Leeraktionen. Ist natürlich nur eine Vermutung, aber wie gesagt: Die praktische Relevanz der Sache kann ich nicht erkennen. Falls jemand von Euch ein Beispiel für ein damals würdigbares und heute nicht mehr würdigbares Engagement einfällt, bitte teilt es mir mit. Dann kann ich meine Vermutung womöglich revidieren.