Der HERR ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil.
2.Mose 15,2

Als Jesus schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten.
Lukas 19,37

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Wie Benny ja gestern schon schrieb, soll der Vers aus dem Neuen Testament den Vers aus dem Alten Testament erklären. An dieser Stelle jedoch wirkt der erklärende NT-Vers bei genauerem Hinsehen etwas unglücklich gewählt. Vergleicht man die Kontexte, so fällt auf, dass im 2. Mose, 15,2 über die Rettung durch den Tod der Feinde gejubelt wird. Im Lukasevangelium dagegen wird über die Taten gejubelt, die die Jünger gesehen haben. Diese Taten hatten aber doch nicht mit dem Tod der Feinde zu tun.

Mit dem Tod der Feinde nicht. Aber mit dem Tod des einen Feindes. Die Taten, von denen im Lukasevangelium und den anderen Evangelien berichtet wird, deuten schon darauf hin, worauf das Leben und Sterben Jesu hinauslaufen wird: Auf den Sieg über den einen Feind, die Sünde.

Oder auch den Teufel. Luther spricht ja oft von „Sünde, Tod und Teufel“ in einem Atemzug, benutzt sie quasi synonym. Vielleicht sowas wie ne Trinität des Bösen?

Und darum geht es in beiden Texten. Liest man das 2. Mosebuch allein, so sieht man vor allem den Konflikt zwischen den Kindern Israel und Pharao. Auf den ersten Blick ein Konflikt wie viele andere, in dem eine Seite am Ende als Sieger hervorgeht, es viel Leid gibt und auch einige das Leben lassen. Klar, es spielt auch Gott mit (genauer genommen mehrere Götter, denn die Pharaonen wurden von den Ägyptern auch als Götter verehrt) und kommen Wunder vor, aber wenn man sich die Homers Ilias ansieht spielen dort die Götter beim Kampf um Troja auch mit. Soweit, so normal.

Versteht man die Geschichte aber im Kontext des Lukasverses, in dem die Freude über den Sieg über die bösen Mächte zum Ausdruck kommt, kriegt die Niederlage Pharaos eine neue Perspektive: Pharao und sein Heer war hier auch eine lebensfeindliche Macht, die die Israeliten bedrückte (und neben diesen wohl noch andere, Ägypten war immerhin Großmacht). Gott hat dieser Bedrückung ein Ende gesetzt, ebenso wie Jesus durch Heilungen und Exorzismen Bedrückungen beendet hat. Es geht in beiden Fällen um das befreiende Handeln Gottes. Bei Moses geht es nicht darum, dass die Ägypter in den Fluten des Meeres ertranken, sondern um die Freude, ihnen entkommen zu sein – durch Gottes Hilfe. Die Freude darüber, dass Gott die lebensfeindlichen Umstände, in welchen wir leben, bekämpft, gegen sie angeht, und das mit Erfolg. Stetig und immer wieder. Auch heute.

Auch heute? In den Kommentaren ist Platz für Berichte darüber, wie Gott auch heute noch das Lebensfeindliche bekämpft, und somit Lob und Jubel provoziert. Das ist Euer Part.

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