Meine Großeltern sind ja alt, über 80, und trotzdem wollen sie, gerade jetzt in der Weihnachtszeit, auch mal Musik hören. Und die liegt nicht nur auf Musik Kassetten (die älteren Leser erinnern sich: Bandsalat und so), sondern auch auf CDs vor. Nur gibt es da ein Problem: Aktuelle Abspielgeräte sind kaum Seniorentauglich. Das geht damit los, daß sie die Symbole nicht verstehen. Daß ein Dreieck „Abspielen“ bedeutet und ein Quadrat „Stop“ erschließt sich der Generation über 80 nicht zwangsläufig. Und wenn nur um Weihnachten rum überhaupt die Geräte bedient werden, merkt man sich das auch icht so leicht.

Alternativ gibt es ja auch manchmal noch Beschriftungen. Auf Englisch! Na super, wo nicht mal alle der Kindergeneration meiner Großeltern ausreichende Englischkenntnisse haben. „Play“ und „Rewind“ sind nicht viel verständlicher als geometrische Formen.

Irgendwann in den 90ern war es glaub ich, da hat mal wer behauptet, der Markt würde alles regulieren. Ich frag mich ja, ob es derselbe Markt ist, der heute alles mögliche fordert und sofort bekommt. Der Markt kommt mir manchmal wie ein verzogenes Einelkind vor, aber ich schweife ab.

Auf der Suche nach adäquaten Geräten stieß ich auf noch viel mehr Probleme. Hörgeschädigte mit Problemen was Kopfhörer angeht (Ohrstöpsel und Hörgrät zusammen – da ist das Ohr wohl doch zu klein). Und auch andere Menschen haben spezielle Bedürfnisse. Und ich frag mich, wieso niemand diese Marktlücke schließt. Alte Menschen sollen vergeichsweise noch recht viel Geld zu haben. Normal sollten die Elektrokonzerne doch schon darauf geiern, die Gelder abzugreifen. Das geht nicht nur über Produkte, die die Großeltern den Enkeln zu Weichnachten schenken können, das geht auch mit Produkten FÜR genau diese Senioren.

Ist es denn so schwer, ein Gerät herzustellen, das Kassetten, CDs und Radio abspielt und von der Bedienung her ähnlich aufgebaut ist wie ein Röhrenradio? Einrastbare Knöpfe, wieso nicht auch für CD Spieler. Ist zwar nicht gängig, aber in der Zeit von 3D Kinos und Marsmissionen soll mir keiner sagen, das wär nicht machbar! Große Knöpfe mit deutschen Beschreibungen, damit die Generation, die nur deutsch versteht, besser damit klar kommt. Im Zweifel auch farblich unterschiedliche Knöpfe. Wieso nicht, auch wenn Farbenblinde vielleicht nicht davon profitieren würden?

Ich vermute mal, all diese Anforderungen wären relativ leicht umzusetzen. Und sie würden einen bisher noch unbedienten Markt erschließen. Das Geld liegt auf der Straße, aber irgendwie will sich keiner bücken und es aufheben.

Fall jemand von Euch schonmal ein solches Gerät gesehen haben solte, also eins das auch für die Generation 80+ zu bedienen ist, bitte ich um einen Link.

Comments

Comment by bonifatz on 2012-12-09 11:55:57 +0100

Da stimme ich dir 100%ig zu! Gerade bei der Sache mit den Hörgeräten.

Comment by bundesbedenkentraeger on 2012-12-09 12:47:47 +0100

Reblogged this on humanicum und kommentierte:

Die Märkte regeln nicht alles, sonst gäbe es hierfür schon lange Lösungen. Aber Außenseiter werden selten als Marktmacht ausgemacht, und werden deshalb auch übergangen bei der Produktentwicklung…

Comment by Wolfram on 2012-12-15 10:02:58 +0100

Alte sind, zumindest in Europa, aber der Markt der Zukunft…
Übrigens kann man auch ohne Hörgerät zu den Leuten gehören, die mit In-Ohr-Stöpseln nichts anfangen können: ich trage sowas eine halbe Stunde und habe dann eine Woche lang wunde Ohren. Dafür gibts eine Lösung, große Kopfhörer – die bringen auch deutlich mehr Bässe und haben den besseren Klang – aber auch die gehen natürlich schlecht zusammen mit dem Hörgerät. Das muß dann eben so lange in die Tasche.
Die Symbole Dreieck und QUadrat (und zwei senkrechte Striche für Pause) sind schon uralt, mit denen bin ich schon großgeworden. Auf dem Tonbandgerät meiner Eltern waren sie nämlich auch schon drauf. Genau wie das auf der Spitze stehende Dreieck, das auf einen waagrechten Balken zeigt und den berührt oder eben nicht – das war auf dem Plattenspieler, für den Tonarmlift. In meiner Gemeinde sind zwar noch eine Menge Leute, die bei Öllampenlicht zur Welt gekommen sind, aber diese Symbole kennen sie im allgemeinen. Die größere Frage ist: wie soll man stecknadelkopfgroße Tasten bedienen mit arthritischen Händen? Telefone gibt es mittlerweile mit Tasten so groß wie vier Wohlfahrtsbriefmarken, aber Fernbedienungen und Abspielgeräte? Und dann gar Tatschbildschirme, o Graus.

Comment by De Benny on 2012-12-19 01:06:24 +0100

Die Symbole Dreieck und QUadrat (und zwei senkrechte Striche für Pause) sind schon uralt, mit denen bin ich schon großgeworden. Auf dem Tonbandgerät meiner Eltern waren sie nämlich auch schon drauf.

Ich bin mir sicher, daß meine Großeltern damit nix anfangen können. Ob es die Symbole auf der Stereoanlage meiner Eltern schon gab, weiß ich aus dem Stehgreif jetzt gar nicht, aber ich meinte, da wäre was draufgestanden a la „Vor, „Rück“, „Aufn“, „Wiederg.“…

wie soll man stecknadelkopfgroße Tasten bedienen mit arthritischen Händen?

Das ist durchaus ebenfalls ein Problem. Bzw die Tasten erst einmal als Tasten erkennen können, wenn das Augenlicht nachläßt und die Tasten richtig schön futuristisch dem Gehäuse angepasst wurden und in dasselbe übergehen…

Comment by Wolfram on 2012-12-19 09:10:20 +0100

Ja, Folientasten – unbegreiflich. Genau wie Tatschbildschirme (mein Handy hat so ein Ding, das ist ewig schmierig, aber du kannst es ja nicht putzen, ohne gleich Obamas Leibwächter anzurufen)…

Comment by Alex on 2013-01-06 14:31:42 +0100

Problem daran ist leider das die Marktlücke aussterben wird und Menschen über 70 oder 80 nicht allzu viele Elektroartikel kaufen. (zu den Abspielgeräten)
ansonsten keine schlechte idee 🙂

Comment by Bundesbedenkenträger on 2013-01-06 16:15:57 +0100

Ach, momentan Junge werden auch alt, und wenn ich mir meine Eltern so anseh – mein Vater gehörte in den frühen 80ern auch zu den early adoptern der aufkommenden Heim-PCs – dann wird da schon genug Nachschub kommen. Man wird wohl im Alter unflexibler, was Neues angeht…