Jünger sein kann man offenbar schon zu Matthäi Zeiten, wenn man mit Jesus auf Wanderschaft ist und sein Leben teilt,wie z.B. die Zwölf, aber auch, wenn man zuhause bleibt, wie z.B. der Unbekannte Petrus vor dem Tod seines Vaters. Was genau macht eigentlich den Unterschied aus zwischen dem Schriftgelehrten, der Jesus folgen will und dem Unbekannten Petrus? Vielleicht, wie sie selbst Jesus sehen. Der Schriftgelehrte nennt Jesus „Didaskale“ (bekomme die griechische Schrift leider nicht hin…). Die Übersetzung dafür ist „Lehrer“ oder „Meister“. Der Jünger dagegen nennt Jesus „Kyrios“, Herr. Mit dem gleichen Wort sprechen die Jünger Jesus später auch im Boot an. Das ist glaube ich der entscheidende Unterschied zwischen Schriftgelehrtem und Unbekanntem Petrus: Der eine erkennt Jesus als Lehrer an, der andere als Herrn.
Diesen Herrn bitten die Jünger um Hilfe, als sie das Boot nicht mehr unter Kontrolle bekommen. Der Unbekannte Petrus erfährt, kaum dass er mit dem Nachfolgen Ernst gemacht hat, was es bedeutet, bisherige Schutzräume zu verlassen. Es wird deutlich gemacht, dass Nachfolgen eben auch bedeuten kann, bisherige Schutzräume zu verlassen und dann unversehens in heftige Stürme zu geraten. In der Situation der Jünger auf dem Schiff wird erzählerisch ausgemalt, was vorher angekündigt wurde: Wer Jesus nachfolgt, ist nicht davor gefeit, in Stürme zu geraten. Ein Rückzugsort wie Fuchs und Vogel hat er nicht. Sein Rückzugsort ist Christus selbst, an den er sich wendet.
Ich fand die Antwort Jesu immer merkwürdig. Sie wecken ihn, zeigen doch gerade, dass sie ihm zutrauen, ihnen zu helfen – und er nennt sie kleingläubig. Vielleicht wird das etwas klarer, wenn man den Beginn des Kapitels liest. Matthäus schildert dort die Heilung des Knechtes eines Hauptmannes. Der Hauptmann kommt zu Jesus, um ihn um Heilung für seinen Knecht zu bitten. Jesus will daraufhin das Haus des Hauptmannes aufsuchen, doch dieser glaubt fest daran, dass Jesus garnicht selbst anwesend sein muss, sondern seinen Knecht durch ein Wort aus der Ferne heilen kann. Jesus ist beeindruckt vom Glauben dieses Mannes und heilt seinen Knecht.
Ich frage mich nun, ob Matthäus hier bewusst zwei Situationen schildert, in denen Jesus nach menschlichem Ermessen nichts für die Menschen tun kann – für den Knecht nicht, weil er noch nicht da ist, für die Jünger nicht, weil er ja schläft. Doch während in der einen Situation das Vertrauen, der Glaube, so grenzenlos ist, dass davon ausgegangen wird: Ein Wort Jesu genügt, selbst wenn er nicht vor Ort bei dem Kranken ist, ist dieser Glaube in der anderen Situation eingeschränkt. Wenn Jesus nicht wach, d.h. nicht ganz da ist, ist er machtlos und muss erst geweckt werden. Das könnte erklären, warum die Jünger hier als kleingläubig bezeichnet werden, obwohl sie ihm doch offenbar zutrauen, ihnen zu helfen.
Für den Unbekannten Petrus geht die Achterbahnfahrt in der Nachfolge weiter: Voller Vertrauen, voller Leidenschaft ist er in die Nachfolge aufgebrochen, erfüllt von Vertrauen in Jesus, das ihm ermöglicht, alles hinter sich zu lassen. Doch auch dieser Jünger muss die Erfahrung machen, dass es im Glauben auf und ab geht, dass auf Zeiten größten Vertrauens auch Zeiten des Kleinglaubens folgen können.
Comments
Comment by interplanetar on 2012-08-17 09:22:30 +0100
@Bonifatius,
Was ist an deinen Äußerungen für dich, oder andere, tatsächlich existenziell notwendig?
Welches Ziel hast du?
„Glaubwürdig“
ist eine natürliche Person mit realer Erscheinung, ab Geburt, mit Rechten,später auch Pflichten. Menschenwürde, ergibt sich aus körperliche Unversehrtheit, einschließlich dem existenziell Notwendigem, dh. regulärer Gesundheit, über Nahrungsweg, Energistoffwechsel, Dach über dem Kopf, usw.
„Glaubhaft“
bezieht sich auf sachlichen überprüfbaren Inhalt der Aussage (Gültigkeitsbezirk, Datum von bis…reale Zeugen,Sachverständige, Augenschein, Urkunden, anderer Wahrnehmungen, entsprechenden Vergleich.
Toter Homosapiens,und toter Neandertaler, sind nur an Knochen greifbar, vergleichbar.
Hirngespinst ist unvergleichbar. Jedes Gehirn ist anders.
Erkenntnis, wie auch immer eingebildet, kann verbesserungswürdig sein
Comment by bonifatz on 2012-08-17 09:48:06 +0100
Ich bin positiv überrascht, hier ist doch tatsächlich mal ein Ansatz zum Dialog gegeben. Sehr schön 🙂
Ob von meinen Aussagen irgendwas existenziell notwendig ist, hängt zum einen davon ab, wie man existenziell notwendig versteht. Nimmt die Frage danach, was biblische Texte über Jünger Jesu sein aussagen, im Leben einen wichtigen Platz ein, würde ich sie als existenziell verstehen. Für mich sind meine Überlegungen in dem Sinne existenziell, weil ich hoffe, durch sie die Bibel und das, was Jünger Jesu sein bedeutet, ein wenig besser zu verstehen. Ob sie auch für andere existenziell sind, entzieht sich meinen Kenntnissen.
Zu deinen Ausführungen zu „Glaubwürdig“ habe ich noch eine Frage. Hört die Glaubwürdigkeit nach dem Tod auf? Denn es lässt sich ja durchaus darüber streiten, ob es sich dann noch um eine „natürliche Person“ handelt.
Bei „Glaubhaft“ stellt sich mir die Frage, ob immer alle Kriterien erfüllt sein müssen.