Orden ist vielleicht das falsche Wort, vielleicht auch eher Kommunität, aber wie man das Kind nennt ist ne Nebensache.
Ich hab mich vor längerem schonmal zu diakonischen Einrichtungen und Streikrecht, bzw überhaupt zur Frage nach der speziellen Rechtfertigung der Diakonie heute gefragt.
Schon aus diesen Artikeln dürfte hervorgehen, daß ich eine Diskrepanz sehe zwischen dem Soll und dem Ist. Einerseits ist es nicht einzusehen, daß für gleiche Arbeit verschiedene Bedingungen gelten, daß also Diakoniemitarbeiter im Gegensatz zu Mitarbeitern bei privaten Unternehmen etwa nicht streiken dürfen. Andererseits sehe ich durchaus, daß eine kirchliche Unternehmung hier vielleicht ganz andere Ziele hat als ein Privatunternehmen, dem es im Zweifel lediglich um den Profit geht. Auch sehe ich, wie kirchliche Einrichtungen unter finanziellen Druck geraten durch die private Konkurrenz, und immer mehr auf die Wirtschaftlichkeit und immer weniger auf die Menschlichkeit achten (können).
Im letzten Artikel schlug ich schon vor, daß die speziell christliche Arbeit vom Rest getrennt wird, also das spezifisch diakonische nicht mehr durch die Mitarbeiter erbracht wird, sondern durch andere Personengruppen. Dies würde dann dazu führen, daß die Mitarbeiter durchaus streiken könnten, ja die Diakonie könnte die ganzen Betriebe verkaufen und sich von dieser Belastung befreien.
Nun ist die Frage, wie soll das speziell christliche in der Pflege, in Kindergärten und sonstigen bisher diakonischen Einrichtungen gewahrt bleiben können? Ein Aufruf zu ehrenamtlicher Arbeit wird es nicht richten können. Trotzdem wird man für’s erste am Ehrenamt nicht vorbeikommen. Etwas anderes gibt es nicht, und sobald Geld fließt entsteht wieder der Druck, sich für nen Job taufen lassen zu müssen.
Ich denke man braucht auch eine entsprechende Struktur, und eine ganz spezielle Verbindlichkeit, um diese Fomen von Ehrenamt zu fördern, damit nicht eine zu große Fluktuation entsteht. Und ich dachte an die Anfänge der Diakonie. Da gab es die Diakonissen, die sich zu vielerlei verpflichteten, inklusive Ehelosigkeit. Nun will ich nicht zu speziell diesen Verpflichtungen zurück, aber eine Verpflichtung scheint mir sinnvoll zu sein.
Es geht mir darum, zu einer Konstanz zu kommen. Verpflichtungen, die Einschrännkungen beinhalten, gehen für gewöhnlich damit einher, daß man sich genaue Gedanken macht, nicht überstürtzt einer Sache zusagt und sie dann wieder sein läßt. Ich will das gar nicht bewerten, ich würde mich selbst auch eher in die letzte Gruppe einordnen, für derart gestrickte Menschen ist Microvolunteering sicher ne gute Alternative, aber eben kein auf Dauer ausgerichteter Dienst.
Daher die Idee mit dem Orden, oder der Kommunität, oder wie man es auch nennen will. Um Mißverständnisse gleich auszuräumen will ich noch einmal betonen, was ich nicht meine:
Mir geht es nicht darum, irgendwelche ehelosen Gemeinschaften zu gründen. Solche gibt es schon in verschiedener Ausprägung, aber daß die Ehelosigkeit in diesem Fall von Nutzen sein muß, sehe ich nicht.
Mir geht es nicht darum, irgend einer Form von gemeinschaftlichem Leben zu etablieren. Auch da gibt es schon verschiedene, ich sehe jedoch nicht, wie ein Zusammenleben notwendig sein müßte, um die Aufgabe zu erledigen.
Mir geht es schlicht darum, daß Menschen, die sich auf lange Zeit verpflichten wollen, um etwa Menschen im Altenheim zu besuchen, die von ihren Pflegern kaum mehr als Menschen wahrgenommen werden können, weil die Pfleger durch Zeit- und Personaldruck von einem zum anderen Hetzen müssen, in einer Organisationsform zusammenfinden, die ihr Engagement würdigt udn schätzt, und sie dafür auch zurüstet.
Dabei ist das Altenheim nur ein mögliches Aufgabenfeld. Es wäre ein eigener Artikel, alle Felder diakonischer Arbeit darauf abzuklopfen, was davon auch von Externen erledigt werden kann. Hierunter könnte auch das ethische Beratungsgremium aus dem letzten Artikel fallen, obwohl ich dort von Bezahlung sprach. Daher bin ich mir noch nicht ganz im Klaren.
Noch eher unklar als klar schwebt mir eine Ordensgemeinschaft vor, die nicht so sehr durch gemeinsames Leben, sondern durch gemeinsames Arbeiten gekennzeichnet ist. Wobei die Arbeit durchaus auch unabhängig voneinander geschehen kann. Mir schwebt eine verbindliche Verpflichtung auf den Dienst vor, ob auf Zeit (eine bestimmte Jahreszahl) oder Lebenszeit. Mir schwebt vor, daß die Verpflichtung im kirchlichen Rahmen auch gewürdigt wird (Segnungsgottesdienst o.Ä., es geht schließlich um ureigens kirchliche Aufgaben, wie die Kranken besuchen). Außerdem schwebt mir als Gemeinschaftsaspekt einerseits entsprechende Schulungen vor, oder zumindest Gedankenaustausch zwischen den einzelnen Verpflichteten, andererseits so etwas wie Supervision. Dazu könnte eine gemeinsame Form von Spiritualität kommen, ein gemeinschaftliches Gebet, eine Bibelstunde, irgend etwas in dieser Art, was einerseits die Verpflichteten zrüstet für ihre Aufgabe, und andererseits ach Gemeinschaft unter ihnen stiftet, ohne daß ihnen ein Privatleben verunmöglicht wird.
Aus all diesen Überlegungen könnte man dann eine „Ordensregel“ ableiten, die vielleicht mit der Benediktsregel nicht mehr viel zu tun hat, die aber auch anderen Zwecken dient. Statt Armut, Keuschheit und Gehorsam könnte man Aufopferung, Dienst und Gemeinschaft stellen. Halt eine Regel, die festschreibt, daß der Verpflichtete sich einerseits fest verpflichtet, seinen Dienst zu tun, ihn andererseits aber auch verpflichtet, sich zurüsten zu lassen, also nicht aus eigener Kraft versucht, etwas zu reißen (er gefährdet damit ja auch seinen Dienst, wenn er ins Burn-Out kommt), und nicht losgelöst von anderen agiert, sondern diese sowohl an seinen Erfahrngen teilhaben läßt wie auch sich von anderen helfen zu lassen.
Das halte ich grob für die zentralen Punkte. Ob es so etwas geben wird, ob das wirklich tragfähig ist, weiß ich natürlich nicht. Ich möchte es lediglich zur Diskussion stellen.
Und an alle die Atheisten, die jetzt sagen: Wir schaffen das auch ohne Gebet. Prima. Dann tut es. Die Erfahrung zeigt, daß die Diakonissen af mehr verzichteten, als nötig war. Aber sie haben mit ihrem Dienst etwas losgetreten, was heute staatlich abgesichert zum normalen Beruf geworden ist. Ihre Regeln waren vielleicht zu vorsichtig, aber besser so als andersrum. So sind vielleicht auch meine Gedanken etwas zu vorsichtig, aber wenn es sich in Zukunft auf schmalerer Basis als tragfähig erweist, wieso nicht?
Was ich nicht erwarte ist, daß so die Diakonie wirklich dazu übergeht und ihre Betriebe abstößt. Dafür ist es eine zu große Institution, die in Folge ihrer Größe auch zu träge für derart neue Gedanken ist. Außerdem umfasst sie noch ganz andere Arbeitsfelder, wie etwa die Beratungsstellen, wo eine Trennung von ebensogut säkular leistbarer Arbeit und christlicher Arbeit nicht zu erreichen ist, weil das Christliche hier kein Mehr, sondern ein Anders darstellt. Aber womöglich kann dann mittelfristig eine Einführung des Streikrechts und eine Abschaffung des Taufzwangs erfolgen bei gleichzeitiger Wahrung des christlichen Charakters durch die Verpflichteten.
Comments
Comment by interplanetar on 2012-05-03 16:11:09 +0100
Autobiographische Erfahrung und Überlieferung falscher Erinnerung sind zweierlei.
Lostreter waren vor Diakonissen Kaiserswerth die Engländer.
Ungesiegelte Texte, sind grundsätzlich kein öffentliches Recht. (UrhG 66).Steuer-und Arbeitsrechtliches ist Anderes. In Sachen Arbeitsrecht, alternativ AGB,ist einseitige Interessenverfolgung des Klerus, unprüfbare Dienstleistung, im Gegenzug wirtschaftliche Ausbeutung, fehlender Verbraucher, Versicherungs-, Rechtschutz,immer fragwürdig.
Beide Volkskirchen gehören mit zu den reichsten Unternehmen Deutschland, auf dem Rücken von Menschen erworben.Die Besoldung des hohen kultischen Rat ist bombastisch.
Weiß Kuckucksnest,was das mit verehrten obdachlosen Fabelfigur gemeinsam haben soll.
Andere statt dessen missbrauchen,ist verwerfliche Handlung. Armuti st weiblich.
Bonhoeffer sagt schon sinngemäß, Kirche soll verkaufen, den Armen geben, Klerus soll im Handwerk arbeiten.
Comment by Bundesbedenkenträger on 2012-05-03 16:24:09 +0100
😀 Oberlin war im Elsaß, nicht in Kaiserswerth.
„Bonhoeffer sagt schon sinngemäß, Kirche soll verkaufen, den Armen geben, Klerus soll im Handwerk arbeiten.“
Der Ansatz ist sicherlich bedenkenswert, allerdinsg stellt sich dann die Frage, ob die Kirche sich nicht aus der Verantwortung stiehlt, indem sie anderen sinnvollen Einsatz des Geldes überlässt.
Comment by interplanetar on 2012-05-05 15:16:37 +0100
Ort,Geschehnszusammenhänge, spielen sicher eine Rolle.
Krankenfürsorge kannten schon Neandertaler, wenn auch nicht mit heutigen Mitteln.
Zureichende Salbung mit Lipid, Atmung, ggf. zuviel Gärgase sind eher mit Labortechnik prüfbar.
Im Saatbett beten, ist eine gute Idee.. Mensch kann auch singen: Rufnipol, Reis,Salbung, somit Lithium, Lipid, Arabidopsis, wirkt. Placebo steht mehr in Abhängigkeit Unwissen, Einbildung. Der fruchtbare Mond Sin, Finanzskandal EKD Dürkheim, heiliger Rock Trier, sind leichter unterscheidbar.
Partner kaufte heute Hose, fragte mich, ohne Kennzeichnung zu nennen, welche Farbe das ist. Ich äußerte: „Für mich ist es mittelgrau; vielleicht kommt es noch auf Lichtverhältnisse an.“ Er meinte: Die Hose sieht braun aus!“ Angabe des Herstellers war Oliv. Abschließende Erkenntniks: Hauptsache Hose an. Im Schottenrock würde ich ihn aber auch nehmen.