Frage doch zuerst nach dem Wort des HERRN!
So sagte der König Joschafat von Juda zum König Ahab von Israel, als sich beide über einen Kriegszug nach Gilead unterhielten. Wir befinden uns in der Mitte des 9. Jahrhunderts vor Christus, die Assyrer sind noch nicht so stark wie zur Zeit des Jesaja, um den es gestern ging. Das Nordreich Israel besteht noch und ist stark. Hauptgegner sind noch nicht die Assyrer, sondern die Aramäer von Damaskus, deren Reich in Norden von Israel liegt.
Gegen eben jede Aramäer will Ahab von Israel einen Kiregszug unternehmen und fragt seinen „Kollegen“ aus dem Südreich Juda, ob er sich nicht beteiligen will. Dieser ist prinzipiell nicht abgeneigt:
Ich bin wie du und mein Volk wie dein Volk; wir wollen mit dir in den Kampf.
Er möchte dann aber doch vorher noch einen Propheten Gottes dazu hören. Diese Bitte ist unser Losungstext. Ahab tut Joschafat den Gefallen und läßt eine ganze Menge Propheten holen, die allesamt dem König nach dem Mund redeten und dem Kriegszug gutes Gelingen bestätigten.
Joschafat war aber nciht zufrieden und verlangte dezidiert nach einem Propheten des HERRN, worashin die Rede auf Micha Ben Jimla kommt, der sich bei Ahab nicht gerade großer Beliebtheit erfreut:
Es ist noch „ein“ Mann hier, durch den man den HERRN befragen kann; aber ich bin ihm gram, denn er weissagt über mich nichts Gutes, sondern immer nur Böses, nämlich Micha, der Sohn Jimlas.
Joschafat bittet nun, diesen Micha holen zu lassen und der Bote, der ihn holt, teilt ihm ach schon einmal mit, was seine Prophetenkollegen gesagt haben und daß er sich doch bitte deren Urteil anschließen soll. Micha aber betont, daß er nur sagen wird, was Gott ihm zu sagen gibt. Ahab kriegt von ihm die Auskunft:
Ja, zieht hinauf! Es wird euch gelingen, sie werden in eure Hände gegeben werden.
Eigentlich könnte Ahab zufrieden sein. Micha stimmt dem Unternehmen zu, alles in Butter. Doch Ahab traut Micha nicht. Zu Recht, wie wir merken, denn auf Nachfrage prophezeit Micha den Tod Ahabs. Doch damit nicht genug, er sagt außerdem Gott würde Ahab nach Gilead locken wollen, damit er dort umkomme, und hätte deshalb einen Lügengeist zu den anderen Propheten geschickt. Einer der Beschuldigten ließ das nicht auf sich sitzen:
Da trat herzu Zidkija, der Sohn Kenaanas, und schlug Micha auf die Backe und sprach: Auf welchem Wege sollte der Geist des HERRN von mir gewichen sein, um nun durch dich zu reden?
Und auch Ahab hatte die Nase voll und lies Micha ins Gefängnis werfen. Darafhin wandte er sich gen Gilead. Dort wollte er für sein Überleben sorgen, indem er sich nicht als König, sondern als normaler Soldat verkleidet. Es half nichts, Ahab kam in der Schlacht um, während Joschafat in Frieden nach Jerusalem zurückkehrt (womöglich wurde die Schlacht sogar noch gewonnen, Micha hätte dann beim ersten Mal nicht einmal gelogen).
Bleibt die Frage: Wieso macht Gott es für Ahab so schwer? Wieso läßt Gott nicht alle Propheten einmütig gegen den Feldzug sprechen? Er scheint es ja geradezu darauf anzulegen, daß Ahab in der Schlacht umkommt. Wieso tut Gott das?
Ahab ist kein unbeschriebenes Blatt. Er hatte in seinem Leben auch schon mit anderen Propheten zu tun, etwa mit Elia. Der hatte ihm schon den Tod angekündigt, denn er hatte sich Nabots Weinberg beschafft. Eigentlich war es seine Frau Isebel, die für die Beschaffung des Weinbergs verantwortlich war, denn sie lies Nabot ermorden.
Jedenfalls hatte Ahab allen Grund, vorsichtig zu sein, und nicht aus Größenwahn einen Krieg vom Zaun zu brechen. Joschafats Worte kamen zur rechten Zeit. Dem Prophetenspruch Michas keine Bedeutung beigemessn zu haben und lieber auf diejenigen gehört zu haben, die ihm nach dem Mund redeten, führte zu seinem Verderben.