Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund.

So spricht Gott zu Jeremia. Aber das ist nicht das erste, was Gott sagte. Die erste Rede Gottes an Jeremia steht in Vers 5:

Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker.

Damit setzt quasi gleich die Handlung im Buch Jeremia ein. Alles vorher ist nur Titel und Datierung. Alles geht los mit der Stimme Gottes, die plötzlich ertönt. Und Jeremia hört das. Jeremia, ein junger Mann aus einer Priesterfamilie. Und das passiert einfach so: Jeremia, paß auf, Du bist jetzt Prophet. Keine Einladung zu nem Eignungstest, kein Bewerbungsgespräch, nichts. Gott interessiert sich auch nicht groß dafür, ob Jeremia der neue Job jetzt zeitlich grad passt, oder ob er doch was anderes vorhatte. Bamm, Berufun, und so isses.

Freilich, als richtiger Prophet gibt Jeremia erst einmal Widerworte:

Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung.

Jeremia will da raus. Prophet sein, das ist ein Full Time Job. Und Jeremia ist aus ner Priesterfamilie. Dem dürfte klar sein, daß das Prophetendasein nicht nur Honigschlecken ist. Der Einwand „zu jung“ war schnell zur Hand, vielleicht das erste, was ihm einfiel. Doch vor Gott entkommt man nicht, auch und gerade nicht als Prophet:

Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten

Das wär ja auch zu leicht gewesen! Gott insistiert. und gibt gleich bekannt, wie die „Geschäftsbeziehung“ in Zukunft laufen soll:

  1. Keine Widerworte
  2. Mobilität wird verlangt
  3. Verkündigung. Gut, das war vorauszusehen…

Vergütung? Nicht wirklich, aber ne Versicherng scheint inbegriffen zu sein. Und dann kommt es:

Und der HERR streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, dass du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.

Das war dann wohl die Berufsausbildung. Und die läßt nichts Gutes ahnen: Da ist von Zerstören, Ausreißen und einreißen die Rede. Die Völker und Königreiche werden not amused sein. Es ist zwar auch noch die Rede vom Bauen und Pflanzen, das stimmt etwas versöhnlich, aber trotzdem. Angenehm wird die Sache nicht.

Und das zeigt sich schon am ersten Arbeitstag, Jeremia kann nämlich gleich anfangen. Erst gibt es noch ein Wortspiel mit nem „erwachenden Zweig“, der hier nicht weiter interessant ist, und dann kommt der Kessel:

Ich sehe einen siedenden Kessel überkochen von Norden her.

Jeremia hat seine „Ausbildung“, er ist schon mitten drin im Sehergeschäft. Vorerst sagt ihm Gott noch selbst, wie das zu interpretieren ist:

Von Norden her wird das Unheil losbrechen über alle, die im Lande wohnen. Denn siehe, ich will rufen alle Völker der Königreiche des Nordens, spricht der HERR, dass sie kommen sollen und ihre Throne setzen vor die Tore Jerusalems und rings um die Mauern her und vor alle Städte Judas. Und ich will mein Gericht über sie ergehen lassen um all ihrer Bosheit willen, dass sie mich verlassen und andern Göttern opfern und ihrer Hände Werk anbeten. So gürte nun deine Lenden und mache dich auf und predige ihnen alles, was ich dir gebiete. Erschrick nicht vor ihnen, auf dass ich dich nicht erschrecke vor ihnen! Denn ich will dich heute zur festen Stadt, zur eisernen Säule, zur ehernen Mauer machen im ganzen Lande wider die Könige Judas, wider seine Großen, wider seine Priester, wider das Volk des Landes, dass, wenn sie auch wider dich streiten, sie dir dennoch nichts anhaben können; denn ich bin bei dir, spricht der HERR, dass ich dich errette.

Was für ein erster Arbeitstag! Es geht also nicht nur um Ausreißen irgenwelcher Völker und Könige, es geht m Juda, um Jeremias Heimatland selbst. Und von Bauen und Pflanzen ist keine Rede mehr.

Wie fühlt man sich da wohl? Erschlagen? Kann ich mir denken! Und auch wenn Jeremia gehofft haben sollte, das ginge bald vorbei: Da wurde er enttäuscht. Jeremia sollte 40 Jahre lang als Prophet wirken. Er erlebte die Zerstörung Jersalems. Mit Rente war dann wohl auch nicht viel: Seine Spuren verlieren sich, nachdem er nach Ägypten verschleppt wurde.

Kein leichtes Leben. Kein schönes Leben. Keine Chance, zu entkommen. Statt dessen: Leid. Oder lateinisiert: Passion.

Es ist Passionszeit. Die Passion bezieht sich nicht auf Jeremia, sondern auf Jesus. Jesu Aufgabe war es nicht, Jahrzehnte lang zu prophezeien und dann in ein fremdes Land verschleppt zu werden. Er war als Kind in Ägypten, kam aber wieder heil nach Hause, nur um dann, ein paar Jahre später, in Jerusalem am Kreuz zu sterben, gefoltert und verspottet.

Er mußte es tun. Dazu war er da. Und auch Jeremia mußte tun, was er tat. Gott ließ ihm keine Wahl. Er hatten eine schwere Lebensaufgabe zu erfüllen.

Und er erfüllte sie. Und Gott errettete ihn.

Comments

Comment by Interplanetar on 2012-03-27 02:19:09 +0100

Mit pseudonymen, annonymen, Werken, teleportierender, virtueller Darsteller ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. 🙂