Wir haben gesündigt samt unseren Vätern, wir haben unrecht getan und sind gottlos gewesen.

Mit diesen Worten wird eine Zusammenfassung der Geschichte Israels mit Gott eingeleitet. Es wird geschildert, wie Gott sich immer wieder um sein Volk kümmert, dieses jedoch immer wieder gegen ihn murrt und von ihm abfällt. Diese Schuld lag zwar in der Vergangenheit, doch der Psalmist belässt sie nicht dort: „Wir haben gesündigt samt unseren Vätern“ – mit diesen Worten wird deutlich gemacht, dass die Schuld der Väter eben nicht bei diesen verbleibt, sondern auch die gegenwärtige Generation unter der Schuld steht. Schuld (oder auch Sünde) ist generationsübergreifend. Was ist denn nun Sünde? Nach allem, was ich so bislang zum Thema Sünde gelesen und mir selbst gedacht habe, ist Sünde die zeitweise Trennung des Menschen von Gott. Die Verhältnisse Ich-anderer Mensch und Ich – Gott können nicht getrennt voneinander betrachtet werden, sie hängen eng zusammen, wie das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zeigt (Vgl. Mt 22, 37 ff). Und schon in der Urgeschichte wird deutlich, dass in dem Moment, in dem die Beziehung zu Gott getrübt ist, auch die Beziehung zu anderen Menschen darunter leidet. Von Gott nach dem Verzehr der verbotenen Frucht zur Rede gestellt, versucht Adam, die Verantwortung dafür auf Eva abzuwälzen. Das spricht nicht gerade für eine intakte Beziehung füreinander. Auch die Ursache für den Brudermord Kains ist letztlich eine getrübte Gottesbeziehung.

So verweist die Losung schon mit der Formel „samt unseren Vätern“ auf die geschichtliche Grunderfahrung der menschlichen Schuld. Die Schuld wird deutlich ausgesprochen. Und es wird zu Beginn und zum Schluss des Psalms (V. 1-5. 47-48) deutlich gemacht, wie mit der eigenen Schuld, mit der Trennung von Gott und dem Menschen, umgegangen wird: Gemeinsam wird Gott gelobt und gemeinsam befehlen sich die Gläubigen seiner Gnade an. Die Erinnerung an die eigene Sünde führt zum gemeinsamen Sündenbekenntnis vor Gott – sie führt zu einer Gemeinschaft der Gläubigen untereinander und mit Gott. Die Erinnerung an das Trennende führt zur Gemeinschaft, das Trennende verliert seine Kraft.

Comments

Comment by AndreasA on 2012-03-20 18:27:33 +0100

Und schon in der Urgeschichte wird deutlich, dass in dem Moment, in dem die Beziehung zu Gott getrübt ist, auch die Beziehung zu anderen Menschen darunter leidet.

Man muss als Atheist nur 30 Sekunden hier lesen und schon wird man beleidigt und herabgesetzt.

Auch der biblische Gedanke der Sippenhaft widerspricht jeglicher humanistischen Ethik

…mit diesen Worten wird deutlich gemacht, dass die Schuld der Väter eben nicht bei diesen verbleibt, sondern auch die gegenwärtige Generation unter der Schuld steht

Immerhin kann ein Atheist nicht sündigen:

…ist Sünde die zeitweise Trennung des Menschen von Gott.

Somit kann kein Mensch sündig sein, da es Gott nicht gibt.

Eine Religion und ein Gott, die schon zu Beginn ihrer Existenz auf ganzer Linie versagen sollte man in die Mülltonne treten:

Auch die Ursache für den Brudermord Kains ist letztlich eine getrübte Gottesbeziehung.

Traurig, welche verachtendes und diskriminierendes Niveau hier geboten wird.

Comment by Bundesbedenkenträger on 2012-03-20 19:55:13 +0100

Wie kommst Du darauf, daß die Beziehung der Atheisten zu Gott getrübt wäre? Ohne Gott gibt es eine solche Beziehung doch gar nicht! Ergo: Alles Pseudoaufgerege, um sich aufzuregen. Und wenn man alles dabei verdrehen mß. Aber wenn’s Spaß macht, meinen Segen hast Du.

Comment by bonifatz on 2012-03-21 09:34:27 +0100

Ich verstehe das Rumgezeter auch nicht. Da scheint sich jemand über die Folgen seines Weltbildes nicht so ganz im Klaren zu sein oder sich seines Weltbildes nicht ganz sicher zu sein. Es stört mich ja nicht, wenn Menschen keine Ahnung von Bibelauslegung haben oder meine Aussagen nicht teilen. Aber wenn sie Motzen um des Motzens willen finde ich das albern und nervig.

Comment by PeterOinDO on 2012-07-10 22:03:38 +0100

Die Bibel wird immer wieder aufs Neue ausgelegt und jeder kann herauslesen, was ihm passt. Die Behauptung, jeder Mensch sei von Anfang an mit Sünde belastet, ist einfach nur irrwitzig. Von der Christlichen Religion geht keinerlei Erkenntnis aus ausser über diejenigen, die sie ausüben. Und diese Erkenntnis ist sehr betrüblich.

Comment by Bundesbedenkenträger on 2012-07-11 13:23:02 +0100

Erkenntnis von der Christlichen Religion? Nun, die Erkenntnis geht vom Glauben aus, nicht der Religion. Genauer kommt die Erkenntnis von Gott, zu dem man im Glauben in Beziehung tritt. Die Christliche Religion ist nur temporärer Rahmen bzw die Struktur, in der der Glaube stattfindet.
Zu der Frage, ob der Mensch mit Sünde belastet ist: Wieso sollte das irrwitzig sein? Kannst Du das Gegenteil belegen? Hast Du ne bessere Theorie? Kennst Du nen Menschen, der nicht sündigt?