Weißt du nicht oder hast du nicht gehört? Der ewige Gott, JHWH, Schöpfer der Ränder der Erde, wird weder müde noch matt, ist unerforschlich in Hinblick auf seine Einsicht/Klugheit.
Wie schon die Losung von gestern stammt auch dieser Text aus dem sog. Deuterojesaja. Das Volk befindet sich noch im babylonischen Exil. Angesichts seiner Lage ist Trost nötig und als Trostrede sind die Kapitel 40-55 gedacht, wie an 40, 1 deutlich wird. Inhalt der Trostrede ist dann sinnvollerweise auch: Wie konnte es zu der Katastrophe kommen? Ist ihm sein Volk egal? Ist JHWH, der Gott Israels, etwa machtlos gegen die Götter der anderen Völker? Unter anderem dieser Frage wird in Jes 40 nachgegangen. Und die Antwort fällt eindeutig aus: Sein Volk ist Gott nicht egal, er kümmert sich darum wie ein Hirte um seine Schafe(V. 11)und eindrücklich wird seine Größe und seine Überlegenheit über andere Götzen dargestellt. (V. 12-26). Angesichts dieser Darstellung kann dann in V. 27 nur gefragt werden: „Warum also sagst du, Jakob, und du, Israel: »Der Herr weiß nicht, wie es mir geht und mein Recht ist ihm egal.“ Anders ausgedrückt: Wie kommst du Jakob, wie kommst du Israel nur auf die Idee, Gott könnte machtlos sein, über deine Lage nicht Bescheid wissen und du könntest ihm egal sein? Und die Frage geht dann im Losungstext weiter: „Weißt du es denn nicht? Hast du es denn nicht gehört?“ Gerade das Hören hat, wenn ich das richtig im Kopf habe (ist schon spät…) für die Gottesbeziehung im AT eine besondere Bedeutung. Biblisch gesehen kann denke ich gesagt werden: Solange Israel auf Gott hört, ist seine Gottesbeziehung intakt und es ergeht ihm gut. Die Einschränkung „Biblisch gesehen“ ist mir besonders wichtig, damit keiner auf die Idee kommt, in geschichtlichen Ereignissen Anzeichen für eine nicht intakte Gottesbeziehung zu sehen und damit Schuld an Verbrechen zu relativieren. Doch biblisch gesehen kann man glaube ich sagen, dass das Hören auf Gott auf eine intakte Gottesbeziehung hinweist und so steckt glaube ich hinter der Frage „Hast du es denn nicht gehört?“ mehr als nur eine Frage der akustischen Wahrnehmung – es ist auch der Hinweis: In deiner Gottesbeziehung stimmt etwas nicht! Die folgenden Sätze von Gott, dem Schöpfer, der nicht müde wird betonen noch einmal die Macht Gottes über alle Welt. Dem Gedanken, dass er nicht ganz genau um die Lage des Volkes wüsste, wird mit „Unausforschlich ist seine Einsicht/Klugheit“ eine deutliche Absage erteilt.
Uns erinnert der Losungstext nicht nur an die Größe Gottes. Ich glaube, auch uns gilt, dass wir Gott nicht egal sind. Das kann uns diese Losung in Erinnerung rufen. Auch wir sind seine Schafe und er kümmert sich um uns wie ein Hirte.