Eigentlich ist ja alles gesagt: Ins Amt gehievt als Merkels Kandidat, der wohl einerseits Verbündeter sein sollte, andererseits ihr so innerparteilich nicht mehr gefährlich werden konnte, Privatkredite, Urlaub bei Freunden, Flugmeilen etc etc.

Und vorher immer schön in der Bunten et. al. inklusive Spekulationen über die Tätowierungen von Gattin Nr. 2.

Tausendmal aufgewärmt, tausendmal wiedergekäut, und inzwischen etwas langweilig. Deshalb wollte ich eigentlich auch nichts zu ihm schreiben. Eigentlich.

Doch ich hab mal ein bißchen in den älteren Artikeln hier im Blog geblättert und stieß auf einen anderen Rücktritt. Wie Wulff zu Ministerpräsidentenzeiten hatte auch diese Rücktreterin ihren Wirkungsort in Hannover (hmm, der Schröder hat seine 2. Amtszeit ja ach nicht ganz zu Ende bringen können. Hat Hannover einen karriereschädigenden Einfluß?). Nur war bei ihr das Problem, daß sie bei Freunden übernachtet hätte oder an günstige Kredite gekommen wär, sondern daß sie besoffen Auto fuhr.

Damals hatte ich schon gemutmaßt, daß sie nicht weg sein wird vom Fenster. Und auch wenn es ruhiger um sie geworden ist, ist sie doch nicht ganz verschwunden. Beim Kirchentag ist ihre Popularität ungebrochen, und ach wenn sie immer wieder bei Interviews auf ihre Alkoholfahrt angesprochen wird, kann sie auch nach dieser die Zustände in Afghanistan kritisieren, um mal ein Beispiel zu nennen.

Indem sie Konsequenzen gezogen hat aus ihrem Fehler, hat sie sich die Glaubwürdigkeit erhalten.

Und nun Wulff. Er hatte ja als Kanzlerpräsident von Anfang an einen schweren Stand, was Glaubwürdigkeit anging. Er setzte einen sehr positiven Akzent, das mit dem Islam, der zu Deutschland gehöre, aber dann kam erst mal jede Menge Boulevard, abgerundet duch die ganzen Affären, die ihn jetzt zu Fall brachten.

Und beim Rücktritt? Kein Wort der Schuldeingeständnis. Er fühlt sich im Recht. Gut, wird man sagen, ein Schuldeingeständnis könnte vielleicht juristisch relevant sein, immerhin ist er jetzt seine Immunität los. Was ihm da droht dürfte ne Nummer größer sein als das, was Käßmann drohte (ich vermute mal Führerscheinentzug, weiß da jemand mehr?). Ich rechne mal mit Strafzahlungen (oder sollte wirklich Gefängnis drohen?). Trotzdem bleibt das Bild, daß hier jemand, als es nicht mehr anders ging, das preisgegeben hat, was er nicht mehr halten konnte. Mehr nicht. Weil er dran hängt.

Eigentlich (schon wieder!) wollte ich viel stärker auf die Buße hinaus in dem Artikel. Nun soll sie wenigstens am Schluß eingebracht werden. Buße bedeutet, von einem falschen Weg, den man eingeschlagen hat, umzukehren. Von vorne zu beginnen. Man muß Erreichtes fahrenlassen. Man hat vielleicht schon eine lange Strecke hinter sich gebracht auf diesem Weg, deshalb ärgert es, wenn man nun ganz zurück muß. All die Anstrengung umsonst. Hier ist kein Weiterkommen.

Allerdings muß man einsehen, daß der Weg falsch war. Anders gibt es keine Buße, keine Umkehr. Man geht lieber querfeldein, als daß man zurückgeht. Hofft, irgendwo wieder auf einen besseren Weg zu treffen, so daß nicht alle Anstrengung umsonst war. Lieber kurz eine erhöhte Anstrengung, als all die Errungenschaften, die man auf dem falschen Weg erworben hat, fahren zu lassen.

Es ist anstrengend, zurück zu gehen und neu anzufangen. Es ist sicherlich ein Stück weit auch demütigend, wenn einem nun alle Welt seine Fehler vorhält (allerdings ist Demut auch nicht per se schlecht). Aber wenn man sich nicht im Geäst verirren will, ist es der beste Weg, den man gehen kann.

Käßmann ging zurück und fing ne an. Wulff sucht noch nach der verpassten Abzweigung und geht nur soweit zurück, wie er unbedingt muß. So scheint es mir. Und ich halte es für fraglich, ob Wulff noch einmal irgendwo eine Rolle spielen wird.