Es sind Semesterferien und ich bin zu Hause. Und zu Hause werden noch Printmedien konsumiert. Mein Großvater etwa liest täglich ein leidlich bekanntes Boulevardblatt aus dem Hause SPRINGER und als interessierter Mensch seh ich da dann auch hin und wieder rein. So auch heute morgen. Und was seh ich da? Gleich auf Seite 2 wird der Teufel an die Wand gemalt. Nein, nicht der Teufel, schlimmer, der Eurobonds. Eurobonds bedeutet nach einer hausinternen Übersetzung von Springer auf deutsch:

Wir zahlen für die Schulden der anderen.

Das, finde ich, ist unerhört! Es kann einfach nicht angehen, daß irgendwer für die Schuld eines anderen bezahlt. Wo kämen wir denn da hin? Es war doch eine richtige Entscheidung, bei der US Immobilienkrise die Großbanken ihren Luftgeschäften zu überlassen und den Markt sich selbst regulieren zu lassen. Wieso hätte der deutsche Steuerzaher denn die Spekulationen der Banken stützen sollen? War doch nicht seine Schuld! Nein, die anderen, die Banken haben Schlden gemacht! Und die hatten sie alleine zu tragen. Zum Glück mußten sie das auch tun. Nur deshalb geht es uns heute so gut und wir nagen nicht am Hungertuch. Naja, bis auf ein paar Hartzer vielleicht, aber die sind ja auch selbst schuld, weil sie ihr ganzes Geld für Zigaretten und Alkohol rausschmeißen. Auch wenn sie Nichtraucher sind und keinen Alkohol trinken…

Aber zurück zu den Eurobonds, also eher weg von ihnen. Ich finde das gut. Man sollte das aber zu Ende denken. Wieso haftet der Bürger Mecklenburg-Vorpommerns für die finanziellen Eskapaden der Bayern? Wäre es nicht besser, die Staatsanleihen abzuschaffen und Länderanleihen einzuführen? Es kann doch nicht sein, daß die einen für die anderen zahlen und die munter weiter prassen! Wenn ich es mir recht überlege, sind Länderanleihen auch nicht der Klugheit letzter Schluß. Nehmen wir als Beipiel wieder Mecklenburg-Vorpommern: Wieso sollen die hart arbeitenden Küstenbewohner und Universitätsstädter für die Schulden der arbeitslosen Binnenländler zahlen? An der Küste und besonders in den Universitätsstädten haben die Einwohner halt härter zugepackt und mehr geschafft, so daß es jetzt mehr Jobs gibt. Den Binnenländlern steht frei, sich ebenso um Touristen zu bemühen, aber doch bitte nicht mit dem hart erarbeiteten Geld der Küstenbewohner (ähnliches könnte man in Bayern vielleicht für den Alpenrand und das flache Land feststellen…?). Das würde dann zu Kommunalanleihen führen, wobei es durchaus sinnvoll sein könnte, das bis auf einzelne Stadtteile runterzubrechen. Die Altstädter in Greifswald haben ja einiges getan, um die Innenstadt touristisch attraktiv zu machen. Die Bewohner von Schönwalde und dem Ostseeviertel (für Uneingeweihte: Da stehen die Plattenbauten) können sich ja gerne anstrengen und ihre Gegend genauso attraktiv gestalten, wie es die Altstädtler taten. Aber doch bitte nicht auf Kosten anderer. Gäbe man ihnen dafür Geld, würden sie es ja nur verprassen. Das haben sie bisher ja auch getan, sonst wäre die Gegend ja nicht so häßlich.

Doch auch das ist noch ungerecht. Auch in der Greifswalder Altstadt leben sicherlich irgendwo arbeitsscheue Individuen zwischen all den hart arbeitenden Menschen. Die Antwort kann nur lauten: Personalbonds. Kredite nur noch für einzelne Personen, nicht mehr für Verbünde von mehreren Leuten, denn das benachteiligt die Leistungsträger und verschafft den Faulpelzen ein süßes Leben, die können dann ja, wie die Griechen, genauso weitermachen. Dann kann auch jeder seine eigene Polizei, Feuerwehr, Schule und Bundeswehr einrichten, nach eigenen Regeln mit oer ohne Wehrpflicht oder gleich ganz abschaffen.

Klingt hirnrissig? Genau, das dachte ich auch, als ich heute morgen BILD las.

Comments

Comment by thomas on 2011-08-28 15:01:34 +0100

Es ist unerhört, dass jemand für die Schuld eines anderen zahlt? Hätte mal jemand Jesus sagen können, hätte ihm eine Menge Ärger erspart.

Comment by Bundesbedenkenträger on 2011-08-29 07:04:49 +0100

Siehst Du einen Unterschied zwischen Freiwilligkeit und Zwang? Hast Du den satirischen Aspekt des Textes nicht erkannt?