Wann immer ein Terroranschlag passiert, dessen Drahtzieher in islamischen Milieus vermutet werden oder sich selbst als Allahs Krieger ge outet haben, sind die öffentlichen Reaktionen so absehbar wie der Inhalt der Bekennerschreiben. Man müsse, meinen die Kommentatoren, zwischen Islam und Islamismus unterscheiden; keinesfalls dürfe man alle Muslime unter «Generalverdacht» stellen; und vor allem müsse man fragen, warum sie so geworden sind und so gehandelt haben. Hatten sie eine schwere Kindheit? Sind sie gekränkt, gedemütigt worden? Wurden ihre Grosseltern aus der Heimat vertrieben?
So stellt Henryk M. Broder, der in die Kritk geratene Islamkritiker, in einem Artikel bei der Achse des Guten fest. Schön, er mag ja Recht haben. Doch es geht weiter: Denn dann beschwert er sich darüber, daß nun, nachdem einmal nicht die Islamisten, sondern ein Antiislamist für einen Anschlag verantwortlich ist, Islamkritiker wie er durch die Medien eine Mitschuld angedichtet bekommen.
Ich kann ja gut verstehen, daß Broder sich ob der Vorwürfe ärgert. Allerdings: Inwieweit hat er sich denn bei islamistischen Anschlägen für eine Differenzierung zwischen Islamisten und normalen Muslimen eingesetzt, oder sich Gedanken über die schwere Kindheit der Attentäter gemacht? Sagen wir so: Ich kann mich nicht daran erinnern, daß er besonders differenzierungsbereit gewesen wäre.
Falls mein Eindruck stimmt, kann er sich dann aber auch nicht hinstellen und sich beschweren, wenn nicht zwischen ihm und Breivik differenziert wird. So sieht es nun danach aus, daß er die Geister, die er rief, erst mal so schnell nicht mehr los wird.
Zu hoffen bleibt, daß nun auf allen Seiten stärker differenziert wird und nicht immer gleich das Gegenüber („der“ Moslem, „der“ Islamkritiker) mit Attentaten in Verbindung gebracht wird. Es wird sich zeigen.