Es war Nacht, als die Häscher Jesus im Garten Gethsemane auffanden und festnahmen. Bei Ihm war unter anderem Simon Petrus, der vorher noch sagte, er würde eher mit Ihm in den Tod gehen als Ihn zu verleugnen, und der Ihn dann doch dreimal verleugnete, später in der Nacht.

Bei der Festnahme Jesu war Simon allerdings noch ganz Petrus, ganz Fels: Er zog das Schwert und hieb einem der Häscher ein Ohr ab. Daraufhin sagte Jesus:

Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.

Simon steckte das Schwert weg. Und starb später, wenn ach nicht durch das Schwert, so doch zumindest der Tradition nach eines gewaltsamen Todes.

Eines gewaltsamen Todes starb gerade erst Osama Bin Laden. Er wurde auf einem großen Anwesen in Pakistan ausfindig gemacht, die US Armee machte einen Zugriff, es kam zum Feuergefecht und Bin Laden wurde erschossen.

Das Leben eines Menschen ausgelöscht. Er ist weg, endgültig. Gewiss, er war ein Verbrecher, hatte selbst tausendfachen Tod direkt und indirekt auf dem Gewissen. Ohne ihn kein 9/11, ohne ihn kein Afghanistan-Krieg, ohne ihn kein Irakkrieg, ohne ihn kein Krieg gegen den Terror.

Und trotzdem war es ein Menschenleben, das beendet wurde. Gewaltsam. Ohne Zeit, sich Rechenschaft für sein Leben abzulegen. Ohne Zeit, mit Gott ins Reine zu kommen.

Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.

****Bin Laden wußte nicht, daß die US Soldaten kommen würden. Er wurde überrascht und mußte unvorbereitet vor seinen Schöpfer treten. Ob er Zeit hatte, seine Sünden zu bereuen, bevor ihn der tödliche Schuß traf?

Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausvater wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen. Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint.Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr über seine Leute gesetzt hat, damit er ihnen zur rechten Zeit zu essen gebe? Selig ist der Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, das tun sieht. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen. Wenn aber jener als ein böser Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr kommt noch lange nicht, und fängt an, seine Mitknechte zu schlagen, isst und trinkt mit den Betrunkenen: dann wird der Herr dieses Knechts kommen an einem Tage, an dem er’s nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und er wird ihn in Stücke hauen lassen und ihm sein Teil geben bei den Heuchlern; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

Wie der kluge Knecht hat Bin Laden nicht gehandelt. Er hat seine Brüder geschlagen, mit Tod und Terror, er aß und trank mit Menschen, die vom Haß betrunken waren und war selbst des Hasses voll. Er erwartete nicht das Kommen des Herrn, doch auch ihn ereilte es. Unvorbereitet.

„Heulen und Zähneklappern“ hat in der Bibel meist den Kontext der Verdammnis. Und genau das ist es jetzt Bin Ladens Thema:

Nach christlichen Maßstäben ist er wohl in der Hölle, denn entweder er bekommt den Lohn für seine Taten, und die waren soweit man sie kennt vom Haß auf die Andersgläubigen und den Westen bestimmt, oder er ist verloren, weil er nicht an Christus glaubt, und also noch in der Sünde war, als ihn der Tod ereilte. Einzige Hoffnung wäre die Allversöhnungslehre, doch die ist mindestens umstritten.

Soweit ich es verstehe, droht ihm auch aus islamischer Sicht ewige Qual in der Gehenna, denn auch der Islam, so wurde mir immer wieder gesagt und ich glaube es meinen muslimischen Gesprächspartnern, spricht sich ganz klar gegen Mörder aus und solche, die zum Mord aufhetzen. Mehrfach wurde mir versichert, Bin Laden könne kein Muslim sein, weil er Menschen ermordete.

Die Sache steht also schlimm um ihn. Und ja, auch wenn er selbst Schuld war, wenn er selbst den Weg des Hasses gewählt hat und nicht umgekehrt ist: Er tut mir Leid. Nicht mehr als andere Opfer von Krieg, Terror und Katastrophen. Sicherlich nicht. Doch trotz allem starb da in der letzten Nacht ein Kind Gottes, geschaffen nach Seinem Abbild. Und es starb wahrscheinlich ungeleutert. Und jetzt ist es zu spät. Und weil er, trotz all seiner Taten, seines Hasses und des Leids, das er verrsacht hat, trotzdem Kind Gottes war, war er auch unser Bruder. Und auch wenn er ein Bruder von der Art war, den man am liebsten verleugnet, ist sein Tod vielleicht doch der Zeitpunkt inne zu halten, und doch ein wenig zu trauern, um einen Bruder, der sein Leben wegwarf, und es nicht mehr zurückbekommt.

Comments

Comment by 1000sunny on 2011-05-02 23:22:08 +0100

Hi,

ich hab wirklich an mich gehalten, aber ich kann solche Worte nicht unkommentiert stehen lassen. Das Problem mit den Religionen ist, dass sie absolute und unendliche Werteschemata irgendwie mit den dauernd wechselnden Werteschemata der Kulturen über die Zeit vereinigen versuchen.
Zusätzlich wollen sie auch noch unendliche gültige Schiedsprüche erlassen, wie z.B. XY kommt in die Hölle weil er Hass zu seinem Leben gemacht hatte.
Aber am schlimmsten finde ich Worte wie: XY hat sein Leben weggeworfen. Wer sagt denn das? Du findest das und vielleicht auch die ganze protestantische Ethik. Da hätte er mal lieber im Supermarkt arbeiten sollen und Verantwortlicher für den geschnittenen Käse werden sollen.
Ich bin überhaupt nicht mit Gewalt einverstanden. Zu Gewalt zählen aber auch: Höllenqualenandrohungen (auch, wenn erst nach dem Leben). Und das Urteil zu fällen, dass jemand sein Leben wegwarf und dass man ihn (selbst als Bruder!) noch gerne verleugnen würde. Das ist symbolische Gewalt.

Wenn sich Religionen mal darauf konzentrieren würden den Sinn des Lebens weiter zu erforschen, oder sich darauf spezialisieren den Tod menschenwürdig zu gestalten (ich meine nicht die Leuterung 10 Minuten vor hinscheiden), dann hätten sie einen Sinn. In der oben dargebotenen Form sind sie aber wirklich nur eine Rechtfertigung der aktuellen Macht- und Herrschaftsverhältnisse und ihrer Institutionen – da kann man Marx (in diesem Punkt) nur beipflichten.

Comment by Bundesbedenkenträger on 2011-05-03 05:21:14 +0100

Zu Gewalt zählen aber auch: Höllenqualenandrohungen (auch, wenn erst nach dem Leben). Und das Urteil zu fällen, dass jemand sein Leben wegwarf und dass man ihn (selbst als Bruder!) noch gerne verleugnen würde. Das ist symbolische Gewalt.

Würdest Du Bin Ladens Leben als gelungen bezeichnen? Würdest Du sagen, er hätte das Beste draus gemacht? Würdest Du ihn in irgend einer Weise mit Dir in Bezug setzen, oder würdest Du nicht vielleicht auch eher leugnen, etwas mit ihm zu tun zu haben? Und trotzdem war er Mensch wie Du und ich.
Ich drohe nicht mit der Hölle, ich weise aber darauf hin, daß er, so eine der genannten Religionen Recht hat, sich höchstwahrscheinlich dort befindet. Und ich bleibe dabei: Das ist eine sehr traurige Sache, und kein Grund, sich etwa zu freuen. Ein Mensch ist tot, und das ist immer schlimm.

In der oben dargebotenen Form sind sie aber wirklich nur eine Rechtfertigung der aktuellen Macht- und Herrschaftsverhältnisse und ihrer Institutionen – da kann man Marx (in diesem Punkt) nur beipflichten.

Nur das die Herrschaftsverhältnisse heute dann doch etwas andere sind als zu Marxens Zeiten. Wen rechtfertige ich denn mit dem Text? Die Regierung? Den amerikanischen Militäreinsatz? Den Terror der Islamisten? Wem spiele ich in die Hände?
Es ist ja in Ordnung, wenn es Menschen gibt, die mit Religion nichts anfangen können, diese vielleicht auch ablehnen. Aber die Rede von der Hölle zu verteufeln, um selbst dann mit dem Fehlen jeder Jenseitigkeit zu drohen: Wo ist da der Unterschied? Naturalistisch-materialistisch gesehen ist Bin Laden eben auch tot und kommt nicht mehr zurück. Das macht es nicht besser.

Comment by madove on 2011-05-03 06:31:15 +0100

Mein Problem ist weniger, daß er nicht die Chance hatte, seine Rechnung mit Gott oder Allah oderwemauchimmer zu machen, sondern daß ein Staat, der für sich in Anspruch nimmt, westliche Werte und Demokratie mit und ohne Zustimmung der Betroffenen in die ganze Welt zu „exportieren“, irgendwo rumläuft und ohne Gerichtsverfahren gezielt Leute töten läßt. Wenn ich das machen würde, wär ich ein Terrorist.
Daß Geheimdienste sowas heimlich machen, daran ist man ja fast gewöhnt, aber daß ich das jetzt auch noch auf allen Kanälen feiern soll, ist mir unerträglich.

Comment by bundesbedenkentraeger on 2011-05-03 06:41:05 +0100

aber daß ich das jetzt auch noch auf allen Kanälen feiern soll, ist mir unerträglich.

Und genau das ist es, worauf auch ich hinaus will. Freude über den Tod eines Menschen ist unerträglich.

Comment by Sonja on 2011-05-03 09:04:25 +0100

Dass da Menschen sind, die feiern und jubeln, weil jemand getötet wurde, finde ich schlimm. Erleichterung ist in Ordnung, aber Freude?

Comment by Interplanetar on 2011-05-04 16:07:27 +0100

Handlung USA, Freude über Tod, ist für meine aktuelle Empfindungsiwirklichkeit nicht recht.

Letztlich will doch jeder nur Befreiung von einem Quäler und eher nicht den Tod. Da du aber immer meinst auf Babelbuch zurückgreifen zu müssen.

Gebot: Morde nicht, wurde von Christen geändert im Babeltext.

Mythenpluralismus war immer. Richtigen Glaube an Glaube gibt es nicht.
Erst wenn sachgerechtes Argument, Er/Beweis ist, kann behauptet werden.

Träger ist die Erde mit Grativikation. Das Abri war kein Bauhandwerk.
Gott = god, gud, isara = Mineralgemenge /Erz, hebr. eretz, Erde
Geist = Atmosphäre, kein Gehirn, kein Nervensystem

Bigboss, Engel, Teufel, Dämonen, Himmelsgeschwader geo/heliozentrisch ist Hirnschmalz

Hahn = Mond,
Kar war eine Gottheit.
Freitag war eine Göttin
Jesus ist ein Name.
Der Stoff ist aus anderen Mythen.
Es ging um Hochzeit Stier (Stern) und Jungfrau (Stern) , dh. Aszendent Stier in Jungfrau. Problem Sprache und Kalendersysteme
Wahrscheinlichster Tag 7-8 Setember, 2 v. d. Z. nach unserer Zeitrechnung.
Stier und 1ter Tag soll nach Lehre der Parsen (Zend Awesta) am jüngsten Tag getötet werden. A= hebr. Stierhaupt = Sonntag
Tötung wurde christlich mit AT und NT, Blödsinn im Notariatsrecht.

Hölle ist Ableitung von Göttin Hel. Teufel ist Ableitung von Teufe = Bergwerk + L = hebr. Ochsenriemen

Tiefer wie zur Erdmitte fällt keiner. Lichtgeschwindigkeit überschreitet keiner.
Radiowellen gehen nicht über Milchstraße Soma, Same hinaus. Kosmos ist mit aktuellen Kenntnisstand unendlich.

Naiver Glaube an Glaube, hat keine Rechtsbasis. Das gilt für Bibel, Koran, jedes andere vergleichbare Babelbuch, wenigstens staatlich in der Demokratie. Wo keine Geschehenszeugen, kein Urtext, keine notarielle Beglaubigung, kein Patentrecht, ist, ist fabulieren, spekulieren

Ich habe Spaß daran, keinen sakral, transzendenten Ernst.

Statt mit falschen Erinnerungen, aus Brabbelbuch und Sonntagspredigt, etc.) Vergleiche ziehen, täte man besser daran, sachlich vorzugehen, Petitionsrecht hat davon abgesehen auch jeder.
Es geht überregional virtuell

http://www.avaaz.org/de/index.php

Comment by bundesbedenkentraeger on 2011-05-04 16:43:01 +0100

Danke für Deine Assotiationskette. Und dann noch Inhalt! Ein Link! Wenn Du jetzt noch zu ner entsprechenden Petition statt zu ner Plattform verlinkt hättest, würde ich Dir Deinen erhobenen Zeigefinger fast abkaufen.
Du kannst übrigens gerne auf Deine eigenen Autoritäten zurückgreifen, um die Sache zu beurteilen. Für mich als Christ hat das Babelbuch, wie Du es nennst, Relevanz. Übrigens gibt es bei avaaz.org auch keinen Notar 😉