Wir erinnern uns: Ökmene bedeutet römische Reichskirche.

So sagte ein Professor der Kirchengeschichte immer wieder in einer Vorlesung über die Kirchengeschichte des Mittelalters. Und bisher schien es mir so, als wäre dies auch das römische Verständnis im Gespräch mit den anderen Kirchen… äh, Pardon, Glaubensgemeinschaften.

Okay, ich will ja gar nicht weiter sticheln. Natürlich war es eine Enttäuschung, noch einmal unter die Nase gerieben zu kriegen, daß wir Protestanten keine „richtige“ Kirche sind. Ist im Rahmen der römischen Denkweise nur folgerichtig und konseqent, aus evangelischer Sicht aber eben falsch, da wir Kirche nicht am Weihesakrament (das wir gar nicht kennen) festmachen, sondern daran, daß dort die Sakramente recht verwaltet und Gottes Wort lauter gepredigt wird. So oder so ähnlich hatte sich Luther ausgedrückt, und auch wenn ich selbst kein Lutheraner bin, kann ich dem durchaus etwas abgewinnen.

Auch das Bemühen um die Piusbrüder bei gleichzeitiger (gefühlter) Gleichgültigkeit gegenüber den protestantischen Geschwistern von Seiten des Papstes sorgte für Enttäuschung. Aber wiederm aus römischer Perspektive nur folgerichtig, denn die Piusbrüder haben „echte“ Sakramente und weihen ihre Priester nd Bischöfe, und zwar mit apostolischer Sukzession. Insofern sind sie für Rom ungleich mehr Geschwister als wir Protestanten, ach sollte die Einheit mit ihnen schneller herzustellen sein, da die Differenzen marginal sind und soweit ich es beurteilen kann vor allem im Gehorsam dem Bischof von Rom gegenüber bestehen.

Alles aus protestantischer Sicht unschöne aber verständliche Geschehnisse der Vergangenheit. Als Protestant hatte man sich schon fast damit abgefunden, daß eine Anerkennung des eigenen Glaubens durch Rom nur um den Preis zu haben ist, sich dem Papst unterzordnen, Ökumene also als Rückkehr in den Schoß Roms, wahrscheinlich mit anschließendem Klappe halten und auf den Papst lauschen.

Jetzt nicht falsch verstehen, ich halte den Papst für einen durchaus hellen Kopf, und vieles was er sagt, hat Hand und Fuß. Aber er steht nicht zwischen mir und Gott, nd folglich werde ich mich auch nicht dem papst und seiner Lehre unterordnen, sondern sie in Betracht ziehen, mich Gott zuwenden und mit der Freiheit des Christenmenschen mich selbst vor Gott verantworten, auf den allein ich baue, ohne klerikal verordnete Mittelsmänner.

Da kam mir dann dieses Interview mit Bischof Müller aus Regensburg unter, der neben den Katholiken Regensburgs auch noch für die Ökumene zuständig ist. Und der hat ein paar ganz tolle Kracher losgelassen, durchaus scharf, durchaus fragwürdig, aber endlich auch einmal wieder eine Äußerung von römischer Seite in Richtung der Protestanten.

Der Einstieg ins Interview gescheiht über eine Einschätzung zm Stand der Ökumene mit den Protestanten, und anstatt auf den getrennten Tisch des Herrn einzugehen, was wohl alle Protestanten machen würden, hat er ganz andere Prioritäten, und die sind nicht einmal dogmatisch. Sie sind ethischer Natur, er nennt nämlich Bio- und Sexalethik! Hier gäbe es Spannungen und in der Tat, die gibt es. Ich hätte sie jedoch as protestantischer Sicht nie für so beträchtlich gehalten, daß sie die Ökumene belasten würden. Er nennt die Heilige Schrift und die Glaubenslehre als Grundlage für die Position Roms, wobei ich eine Auseinandersetzung über die Herleitung der römischen Sexalethik aus der Schrift interessant fände. In der Bioethik vertrete ich sehr römische Ansichten und stehe vielen evangelischen Protagonisten eher kritisch gegenüber, insofern fände ich diesen Aspekt jetzt nicht so interessant. Die Sexualethik der römischen Kirche und die Heilige Schrift, das ist jedoch eine Thematik, die ich gerne vertiefen würde. Leider geht Müller nicht näher darauf ein.

Es folgt auf dem Fuße die Frage nach dem gemeinsamen Herrenmahl, und Müller antwortet wie nicht anders zu erwarten: Das ist Zeichen der Kircheneinheit und kann nicht geschehen, wo es noch keine Einheit gibt. Klare Ansage von ihm, klare Ablehung von mir. Vor allem, wenn Einheit bedeten sollte, daß alles monokulturell unter einem Hut, nämlich der Mithra des römischen Bischofs, gefaßt werden soll, um Einheit zu haben. Interessant wäre zu wissen, in welchen Fragen denn Einheit erzielt werden muß. In der Dogmatik? Auch in der Ethik? Sind abweichende Liturgien ein Grund gegen Einheit? Wie steht es mit dem Laienkelch? Wie ist es mit der Berufung Homosexueller zu Pfarrern, oder gar von Frauen? Dürfen wir noch eine eigene Kircheninstitution haben, oder muß auch diese aufgelöst und die Kirchengleider von den Bistümern der römischen Kirche afgenommen werden? Ich habe leider den Eindruck, man will uns Protestanten mit der Aussicht auf das gemeinsame Abendmahl locken, um uns dann doch noch einzufangen. In der Zwischenzeit gibt es Agapemahle, aber darauf geh ich jetzt nicht ein, das ärgert mich nur.

Er vergleicht die gemeinsame Eucharistie mit der obersten Sprosse einer Leiter, die man nicht zuerst nehmen könne, vor den anderen. Einverstanden, aber dann wäre es wichtig und sinnvoll, sich darüber zu verständigen, was die anderen Sprossen sind. Ich habe hier wirklich ein Verständnisproblem, denn in evangelischer Tradition steht der Mensch nun einmal alleine vor Gott, was eine große Varianz innerhalb der evangelischen Kirchen zur Folge hat, mit allen Vor- und Nachteilen. Ich finde, die Vorteile überwiegen die Nachteile jedoch bei weitem. In Rom sieht man das wohl anders. Unter Umständen sieht man nur ungeordnetes Chaos, wenn man die reformatorischen Kirchen ansieht. Und diese Unordnng ist man in der römischen Kirche wohl nicht mehr gewohnt in Zeiten, wo alles nach Rom ausgerichtet und der Papst nebst Konzilien unfehlbar ist.

Bischof Müller sagt weiterhin, daß ein um die Ökumene besorgter Mensch nicht immer Forderungen stellen soll, sondern sehen soll, wie man bei sich selbst etwas tun kann. Schön und gut, möchte ich. Aber was wäre denn gewünscht? Und da kommen die Forderungen wieder ins Spiel. Was die Protestanten wollen, dürfte klar sein: Gemeinsam kommunizieren ohne von Gott lassen zu müssen, denn nicht anders müßte ich es verstehen, wenn ich den Papst als unfehlbare Instanz zwischen mir und dem wahrhaft unfehlbaren Gott anerkennen müßte. Das wollen die Römer wiederum nicht. Aber was sie wollen, ist mir noch nicht ganz klar. Vielleicht sollte man sich doch einmal verstärkt über die Ethik unterhalten, nd die Dogmatik einmal bei Seite lassen?

Froh wäre ich allerdings, wenn Müller seine Drohung wahrmachen würde, und gegen Vorgänge und Auffassungen in den evangelischen Kirchen protestierte, die nicht biblisch begründet sind. Sicher sind Diskussionen über rechte Bibelauslegung immer ein veritabler Konfliktort, aber das sollte ns nicht davon abhalten, nach der Wahrheit zu streben, und ein Weg zu ihr führt über die Kritik. In diesem Sinne bitte, Herr Bischof, nennen Sie Ihre Bedenken.

Dann spricht der Bischof davon, daß es zu einer Wellness-Religion käme, wenn Ökumene wie eine feindliche Übernahme aus der Geschäftswelt funktionierte. Nun denn, das bedeutet implizit also, wir Protestanten würden einer Wellness-Religion anhängen. Falls der Bischof es tatsächlich so gemeint haben sollte, fühle ich mich nun doch ein bißchen angegriffen. Was ist denn bei uns bitte schön mehr Wellness als in Rom? Auch hier würde ich mir mehr Ausführung durch Müller wünschen. Vielleicht kommt das ja noch die Tage.

Sicherlich kann, um nochmal auf die feinliche Übernahme zurückzukommen, Ökumene nicht so funktionieren, daß die Römer protestantisch werden. Genausowenig wie sie so funktionieren kann, daß die Protestanten sich wieder Rom unterwerfen. Die Frage ist, was kann man loslassen und was ist einem wichtig. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, wo bei den Römern Beweglichkeit herrscht. Ich kann es nur für mich sagen: Wichtig ist mir, daß ich nicht durch irgendwelche Instanzen von Christus getrennt werde, denn Er ist mein Herr, und zwar direkt, ohne Mittelsleute. Gott ist mein Vater, der direkt zu mir spricht und nicht der Stimme eines Bischofs in Italien bedarf, um mir zu sagen, daß ich Sein Kind bin. Ich sehe jedoch auch das Problem darin, denn was ich mir rausnehmen will, ist nichts als eine sehr große Freiheit und Unabhängigkeit von Lehrämtern und dergleichen, nd ich sehe nicht, wie Rom dies zulassen könnte und trotzdem von Kircheneinheit sprechen.

Verstehen wiederm kann ich, daß Müller es nicht mag, als unmodern und rückständig dargestellt zu werden, im Gegensatz zu den Evangelischen Kirchen, die durch Aufklärung nd Moderne hindrchgegangen sind, wie er Huber zitiert. Keiner hört sich gerne an, daß er unaufgeklärt sei. Und ich finde, das beschreibt die römische Kirche ach nur sehr unzreichend. In der Tat scheint es mir so, daß die Vernunft in Rom viel höher angesehen ist als bei protestantischen Gläubigen, ich schließe mich da gerne mit ein. Wobei vielleicht noch zu klären wäre, was genau mit Vernunft gemeint ist.

Dann geht es um die Reformation, in deren Folge etwas geschah, was nicht hätte sein dürfen, nämliche die Kirchenspaltung. Hier muß ich dem Bischof unumwunden Recht geben, ich kann es menschlich auch verstehen, daß die Kirche von Rom im Tridentinum die Spaltung vollzog, vielleicht in der Hoffnng, so doch noch einmal das Ruder herumzureißen und die Kontrolle wiedererlangen zu können. Leider war es dann aber doch die Spaltung, die die römische Kirche vollzog, indem sie sich vom Rest der Catholica abspaltete. Aber gerade m das rückgängig zu machen, ist ja die Ökumene da, um die Einheit wieder herzustellen, wie sie vor dem Tridentinum gegeben war.

Am Schluß spricht er noch die Aussage Luthers an, der Papst sei der Antichrist. Auch hier kann ich den Wunsch nach Distanzierng verstehen, genaso wie ich mir wünsche, daß Zwingli, Calvin und alle anderen Reformatoren in Rom rehabilitiert werden. Daz ist es aber nötig, erst einmal herauszuarbeiten, was mit der Aussage gemient war, und inwieweit man das hete immer noch so sehen würde, wenn auch weniger polemisch in Worte gefaßt.

Mir erscheint es wichtig, die Ökumene nicht nur voranzubringen, sondern sie auch ernst zu nehmen. Und das bedeutet dann auch anzusprechen, wenn man zu Punkten kommt, wo das Verständnis grundverschieden ist. Da kann man nicht einfach den Teppich drüber ausbreiten und so tun, als wäre nichts. Wir Protestanten sind aus einem Grund protestantisch, und die römischen Christen sind aus einem Grund römische Christen. Und das Kirchenverständnis Roms ist mir fremd bis zur Unverständlichkeit. So wie den Römern vielleicht auch unverständlich ist, wie wir Protestanten verschiedene ethische nd dogmatische Ansichten haben und trotzdem eine Kirche sein können.

Um einander zu verstehen, muß man miteinander sprechen. Und das geschieht nun, aufgrund der scharfen Äußerungen Müllers. Mal sehen, wie es weitergeht.

Update: Heute habe ich im Österreich Journal eine Meldung über die Reaktion Prof. Körtners aus Wien af das Müllerinterview entdeckt.

Comments

Comment by Interplanetar on 2011-04-29 20:42:25 +0100

Gedanken sind frei. Bigboss des Kosmos, Gedankenkontrolleur, gibt es nicht.
Am Anfang war nicht Wort, nicht Bild, nicht der Buchstabe

Es war vollkommen Bewegung, Anfangsmoment unbekannt. Grenze des Kosmos unbekannt.
Li (Lithium) ist nicht mehr was war.
Gold und destilliertes Wasser sind nicht 100%ig rein.
Sonne ist kein Fixstern. Es ist im Verhältnis zu anderen ein sehr kleiner Stern.
Mond hat kein Eigenlicht, Finsternis gibt es nicht. Vakuum ist nicht leer.
Strahlen sieht Mensch nicht alle mit bloßem Auge.
Fusion ist Allzeit im Kosmos
Schall braucht keinen Mensch. Knallgas genügt.

Die routierende Erde war ein Stern, wurde nicht Himmelsscheibe, nicht Kugel. Sie hat mehr Ähnlichkeit mit einer Kartoffel. Keiner hält die Hand darunter. Tiefer wie bis zur Erdmitte kann hier keiner fallen.

Stern wurde Verdichtung der Energie, womit Masse (Erde) wurde.
Heilige Kuh und Stier war nicht nur Nahrung. Sie war auch Fell und Dach.
Erde ist in der Galaxie Milchstraße Soma, Same. Selbiges war Vorlage für Kalender, Uhr.
Der Kosmos hat wahrscheinlich ca. 1 Billion Galaxien.

Tiere haben Sozialverhalten, Laut je nach Stimmbänder, Bewusstsein je nach Gehirnentwicklung.
Papageien können Worte wiederholen.
Schimpansen können grünes Blatt zu einem Trinkgefäß formen.
Tier und Mensch säten zunächst mit unverdautem Samen im Kot
Vögel waren Kompass.
Ursprache ist unbekannt. Buchstaben entstanden aus Höhlenmalerei im Abri

Gehirn, Nervensystem, Wert, …waren den Alten unbekannte Begriffe
Moraltheologie ist nicht dasselbe wie Ethik.

Grabstock war erstes Ackerwerzeug.
Menschliche Grenze wurde mit Messen, Wiegen, Vergleichen. Stele = Grenz-, Grabstein. Grenzen können auch als Besitzgier gedeutet werden.

Ich brauche aber auch ein bischen Rückzugmöglichkeit.

Gott = Wortherkunft = gud, got, isara = Mineralgemenge
Geist = Atmos, Atmophare, Atem,….kein Gehirn
= Gase, Staube, elektromagnetische Energie

Mineralstoffe (got, gud, isara =Gott) keine Person, werden nicht selbständig vom Körper hergestellt, auch nicht eingelagert.
Mineralstoff sind im Dottersack, wo mangels Gehirn, etc., zunächst nur lebendiger Zellhaufen ist, der nichts fühlt. Das ist dann wie Pflanze.
Bakterien sorgen für Gärung.

Energie ist nicht herstellbar, nicht erneuerbar. Es ist nur Umwandlung.
Schlechte Umwandlungsmöglichkeit nennt man Entropie.
Aus Energie wird Masse. Aus Masse wird Energie.
Joule [dʒuːl]. ist die abgeleitete SI-Einheit der Größen Energie, Arbeit und Wärmemenge 1. Benannt nach James Prescott Joule, wird die Einheit heute für alle Formen thermischer, mechanischer sowie elektrischer Energie verwendet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Joule
Reale Nahrungsaufnahme, wie die Atmung, ist sinnbildlich immer Nachfeuerung, Erhaltung,

Konstante Größen sind Lichtgeschwindigkeit, Planckzeit. Weltformel ist nicht gefunden.

Wer keine kriminaldienstlichen Kennzeichen für Person Gott liefert, keine anerkannte Ausbildung als Retter, Heiler, Jurist, Auslandsdiplomat hat, auch nicht mehr weiß was er denkt, redet,tut, von wem er Sprache lernte, was er is(s)t, ist arm dran. 🙂
Turm/Etiketten/ Klamottengedöns, Kleider ohne Kaiser. …witzlos.
Staatanwälte stellen alle Klagen gegen Gott ein, weil Person Gott nicht auffindbar ist.
Transzendent sakrale, kostümierte Verantwortungslosigkeit auf dem Rücken von Sklaven, zig Millarden Vermögen auf Banken, in Land, Bauten, Kunst.

Vormund brauchen heute unmündige Kinder. Betreuer/Sachverwalter erhalten Kranke.

Knigge sollte übrigens erst auf von Seiten Vati kann auf Bücherindex kommen.
Vielleicht waren das ja auch die Großväter von Bigboss

Allgemeingültig sind hier Menschenrechte, Landesverfassung.
Jeder geschäftsfähige kann Parteimitglied werden, hat Wahl-, Petitions-, Klagerecht. Richterrecht hat nicht jeder. Gewohnheitsrecht muss ein Richter nicht kennen, nur prüfen, wenn Klagen sind.
Insoweit sind immer Bereiche, wo man sich mit zwei oder drei ohne Hoheit Vereinbarung treffen. Es sollte nur nicht gegen bestehende letzte Urteile in Verletzung von Drittrechten sein, wenn man anschließend keine Argumente für seine Gewissensentscheidung hat. Selbstgerechtigkeit in existenzieller Not ist anderes. Reflexhandlung hat sowieso keinen Richter.

Gewünschter Denkmal- und Glaubensschutz, nennt sich Christus, christlich
Aber wenn nun jeder Terrorist Glaubensschutz wollte?
Ich bringe ohne Etikett kontrollierbares Fett auf die Waage, habe urkundenrechtlichen Name.

Comment by bundesbedenkentraeger on 2011-04-29 21:03:22 +0100

Hallo, schön Dich wiederzusehen. Hatte Dich und Deine dadaistischen Kommentare schon vermißt.