Laut evangelisch.de hat der aktuelle Stern nen Bericht über die Diakonie und wie sie Löhne drückt durch Leiharbeit. Nun hab ich den Stern nicht gekauft, aber die Angaben bei evangelisch.de machen mich etwas stutzig:
Der ganze Ärger kommt daher, daß die Diakonie ihre Mitarbeiter in externe Firmen auslagert, wo sie für schlechtere Bezahlung den gleichen Job machen müssen. Soweit, so schlecht. Was mich wundert ist in diesem Zsammenhang die Forderung der Gewerkschaften, Tarifverträge einzuführen in den diakonischen Einrichtungen. Denn lat evangelisch.de gab Wolfgang Teske, Vizepräsident des Diakonie-Bndesverbandes, die Auskunft, daß die Leiharbeitsfirmen, bei denen die Mitarbeiter nun untergekommen sind, in der Regel nach Gewerbetarifvertrag bezahlt werden.
Das heißt, daß im Falle der Einführung eines Tarifvertrages für die Diakonie nun alle 435.000 Festangestellten der evangelischen Wohlfahrtspflege, diese nun auch alle weniger bekämen. Im Artikel ist die Rede davon, daß der Untershcied im Monat 640€ ausmacht.
Insgesamt wären also rund 435.000 x 640€ = 278.400.000€ für die Diakonie einzusparen, falls sie Tarifverträge einführten, wie die Gewerkschaften verlangen. Vorasgesetzt die Zahlen stimmen, wer bessere Zahlen hat, mag die Quellen nennen.
Das ergibt für mich ein sehr ekliges Bild: Die Gewerkschaften, denen die Mitglieder wohl noch schneller als den Kirchen verloren gehen, schlagen aus reiner Prinzipienreiterei die bessere Bezahlung derjenigen, die noch festangestellt bei der Diakonie beschäftigt werden können, in die Luft, um für sich selbst zu werben.
Die 435.000 Arbeitnehmer stellen ein großes Kuchenstück da. Falls diese nun Tarifverträge bekommen und damit ach in der Kirche der Arbeitskampf ausbricht, brauchen sie die Gewerkschaften und werden dort auch Mitglieder werden und Beiträge entrichten. Die Gewerkschaften haben zwar bisher Tarifverträge ausgehandelt, die „häufig im Niveau unter den in der Diakonie üblichen Löhnen [liegen]“, aber solange neue Einnahmen durch neue Gewerkschaftsmitglieder kommen, kann das wohl in Kauf genommen werden.
Ich hoffe inständig, daß ich da irgend etwas falsch verstanden habe, denn solche Gewerkschaften wären überflüssig, die nicht das (finanzielle) Wohl der (potentiellen) Mitglieder im Sinn haben, sondern nur das eigene Geldsäckel. Daher bitte ich alle, die dies lesen und bessere Zahlen kennen, oder eine weniger eklige Erklärung haben, diese mitzuteilen.
Comments
Comment by verquer on 2011-01-14 07:55:16 +0100
Das ergibt für mich ein sehr ekliges Bild: Die Gewerkschaften, denen die Mitglieder wohl noch schneller als den Kirchen verloren gehen, schlagen aus reiner Prinzipienreiterei die bessere Bezahlung derjenigen, die noch festangestellt bei der Diakonie beschäftigt werden können, in die Luft, um für sich selbst zu werben.
Das eklige hieran ist, dass Du implizit das Lohn-Dumping der Diakonie verteidigst („Prinzipienreiterei“), welches Du weiteren oben selbst noch kritisierst („so weit so schlecht“).
Des weiteren kannst Du Dich ja mal fragen, warum die Gewerbetarife so niedrig sind. Könnte es nämlich sein, dass den Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen mit der Diakonie ein wichtiger Zahn fehlt? Das Streikrecht zb? Lass uns doch mal unter folgenden Umständen diskutieren: Alle Wörter müssen korrekt geschrieben werden (sonst zählen sie nicht), aber Du darfst den Buchstaben E nicht benutzen.
Comment by bundesbedenkentraeger on 2011-01-14 10:15:50 +0100
Ich verteidige das Lohn-Dumping nicht. Ich bin mir durchaus bewußt, was da teilweise läuft. Doch haben mich die genannten Zahlen zum Grübeln gebracht. Nicht mehr und nicht weniger, denn die im Artikel bei evangelisch.de genannten Zahlen und Aussagen machen den Eindruck, als würde der Lohn auf die Ebene gedumpt, die die Gewerkschaften „erkämpft“ haben. Wieso diese Gewerkschaften dann so viel besser sein sollen für die Arbeitnehmer, als der „dritte Weg“, der scheinbar immer noch einigen Angestellten ca. 640€ mehr im Monat bescheren, das ist es, was ich nicht verstehe.
Die Gewerkschaften haben die Tarife ja nicht von der Diakonie erstritten, denn da gibt es bisher keinen Arbeitskampf. Wieso sollten die Gewerkschaften also schlagfertiger werden, wenn sie nun auch gegen die „Konzerne“ Diakonie und Caritas antreten müssen?
Ich habe auch klar nach besseren Zahlen oder Quellen gefragt, die ein anderes Licht auf die Lage werfen. Wenn Du diesbezüglich etwas beizusteuern hast bitte ich Dich, dies zu tun.
Comment by verquer on 2011-01-14 11:03:00 +0100
Moment. Nur damit ich das richtig verstehe. Die Diakonie benutzt Zeitarbeit um Geld zu sparen und Du kritisierst die Gewerkschaften dafuer, dass das moeglich ist? Wow.
Aber der vollstaendige Witz erschliesst sich erst, wenn man weiss welche Gewerkschaft fuer einen grossen Teil der Gewerbetarifvertraege verantwortlich ist: Christliche Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personalserviceagenturen (CGZP), welche vom Bundesarbeitsgericht im letzten Dezember als nicht tariffaehig eingestuft wurde. http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/gericht-verbietet-lohndumper/
Merkst Du so langsam, was Du falsch verstanden hast?
Und dann noch bessere Zahlen, die sogar im von Dir erwaehnten stern Artikel stehen: „Mit insgesamt 435.000 Festangestellten zählen die Einrichtungen der Diakonie zu den größten Arbeitgebern Deutschlands. Laut Nikolaus Schneider, dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind acht Prozent (35.000 Mitarbeiter) der Diakonie-Beschäftigten ausgelagert. Schneider räumt ein, dass es unter diesen Beschäftigten Probleme mit der Lohnhöhe gebe. Michael Heinrich, der Sprecher der diakonischen Mitarbeitervertreter, geht dagegen von 75.000 Beschäftigten aus, die bei der Diakonie unter Lohndumping leiden.“
Comment by bundesbedenkentraeger on 2011-01-14 11:18:01 +0100
Aber der vollstaendige Witz erschliesst sich erst, wenn man weiss welche Gewerkschaft fuer einen grossen Teil der Gewerbetarifvertraege verantwortlich ist: Christliche Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personalserviceagenturen (CGZP), welche vom Bundesarbeitsgericht im letzten Dezember als nicht tariffaehig eingestuft wurde.
Gut zu wissen, das ist eine der Informationen, um die ich gebeten hatte. Ich dachte bisher, die Tarifverträge sind von verdi mit den kommerziellen Einrichtungen ausgehandelt worden. Warum die „christlichen“ Gewerkschaften zuständig waren und nicht verdi, die jetzt wohl meinen zständig zu sein, erschließt sich mir noch nicht ganz.
Die Zahl der 435.000 hab ich übrigens auch in meinem Artikel.
Comment by verquer on 2011-01-14 12:41:28 +0100
Anders als in Deinem Beitrag spricht der stern Artikel allerdings von bis zu 75.000 betroffenen. Du solltest Deine Rechnung also vielleicht anpassen.
Comment by bundesbedenkentraeger on 2011-01-14 13:00:48 +0100
Der stern spricht von 435.000, die aktuell fest angestellt sind (also nicht Leiharbeit). Die Einsparung durch den Transfer eines Angestellten in ne Leihfirma beträgt 640€ (laut evangelisch.de, ich denke die habens auch ausm stern). Will man nun wissen, wie viel die Diakonie noch einsparen könnte, nimmt man 435.000 mal 640. Dabei ist das, was bisher eingespart wurde, nicht berücksichtigt. Ist aber auch einfach zu rechnen: 75.000 mal 640. Demnach wären dann ursprünglich 510.000 Menschen bei der Diakonie fest angestellt gewesen, bevor das Auslagern los ging.
Comment by verquer on 2011-01-14 13:10:32 +0100
Du hast Recht. Die Diakonie koennte noch schlimmer sein.
Comment by bundesbedenkentraeger on 2011-01-14 13:13:54 +0100
Eben. Ich bin sowieso der Meinng, die Kirche sollte sich as dem Arbeitsfeld verabschieden, wenn sie das nicht besser hinkriegt als andere Träger. Hatte da schonmal nen Streit mit nem Prof, der da in der Diakonie mit drinsteckt…
Comment by Ines on 2011-01-14 14:44:57 +0100
In der Regel- das mag in diesem speziellen Fall womöglich anders sein- zahlt ein Arbeitgeber einen höheren Stundenlohn an eine Zeitarbeitsfirma, als an einen direkt beschäftigten Angestellten.
Im Gegenzug kann man (fast) von jetzt auf sofort Mitarbeiter bekommen und auch wieder loswerden.
Das die Leiharbeiter dennoch wenig bekommen liegt daran, das die Leiharbeitsfirmen so wenig zahlen und das ganze System wird schon seit Jahren politisch unterstützt.
Sowohl die ev. als auch die kath. Kirche bedient sich immer wieder dieser Zeitarbeitsfirmen- ebenso wie nicht-kirchliche Arbeitgeber. Es fehlen Fachkräfte und besonders während der Urlaubs- und Krankheitssaison wird es dann eng.
Allein die Diskussion über die Einführung eines Mindestlohnes von 7,50€ bei Zeitarbeitsfirmen ist schon ziemlich unchristlich, aber christlicher als die Gehälter die teilweise Gezahlt werden.
Ein Tarifvertrag wäre als nicht grundsätzlich für die evangelische Kirche, sondern nur für die Zeitarbeitsfirmen.