Es muß wohl am Terror liegen, der uns ständig bedroht. Jedenfalls hat meine Frendin berichtet, daß am Mainzer Bahnhof massig Polizisten rmstehen. Mit Maschinenpistolen. Auch ich habe heute in Stralsund eine größere Gruppe Bundespolizisten (also keine richtige Polizei, früher hießen die auch noch Grenzschutz) gesehen, einige davon ebenfalls mit einer Maschinenpistole bewaffnet.
Und da stellt man sich so gewisse Fragen. Wozu haben die Polizisten diese Waffen? Zum Einsatz der Waffen liest man bei Wikipedia folgendes:
Der Einsatz dieser Waffen erlangt seine Bedeutung vor allem gegen Gruppenziele auf kurze Distanz, da eine hohe Feuerdichte erreicht wird.
Und das leuchtet ein. Wenn man ein Ziel innerhalb kurzer Zeit mit vielen Geschossen bedenken kann, ist damit zu rechnen, daß das Ziel zumindest in Deckung geht und nr noch bedingt aktiv Schaden anrichtet. Gerade wenn das Ziel aus mehreren Personen besteht, dürfte eine MP sinnvoll sein. Doch frage ich mich, inwieweit dies das Umfeld berücksichtigt. An Bahnhöfen laufen den lieben langen Tag hunderte wenn nicht tausende Menschen rum, die meisten wollen wie ich zur Arbeit oder Uni (und können deshalb die Polizisten nicht af den Unsinn ansprechen – Zeitdruck), haben aber in jedem Fall nichts rechtswidriges vor, das noch unmittelbaren Zwang in Form von Feuerwaffeneinsatz von Seiten der Staatsgewalt erfordert.
Die (angebliche) Bedrohungslage von Terroranschlägen stellt man sich ja auch eher so vor, daß unvermittelt irgendwo ne Bombe hochgeht. Die Zeiten der RAF sind vorbei, in denen kleinere Grüppchen von Terroristen auftreten und gezielt bestimmte Leute und deren Personenschützer (inklsive dazu abgestellten Polizisten) erschießen. Nun frage ich mich also: Was hilft die MP bei einem tatsächlichen Anschlag af dem Bahnhof?
Man stelle sich vor: Ein Beamter bemerkt, wie ein Terrorist an einer Bombe rumhantiert, fordert ihn auf, das zu lassen, und muß dann zur Waffe greifen, weil der Terrorist einfach weitermacht (dann muß der Beamte schießen, schließlich geht es um Menschenleben). Nur: Soll er besser einen gezielten Schuß (wie gut schießt ein Bundespolizist eigentlich so? Ich kann mich an meine Bundeswehrzeit erinnern, da war das mit dem Zielen abgesehen vom Gewehr so ne Sache) aus einer Pistole abgeben, oder mit einer MP draufrotzen (wieso sollte er die MP für EInzelschuß nehmen, das kann er mit der Pistole und die ist leichter ) und somit in Kauf nehmen, Unbeteiligte zu verletzen oder gar zu töten? Gerade an so belebten Plätzen wie einem Bahnhof kein weltfremdes Szenario!
Ich verstehe es wirklich nicht. Ich kann mir nur denken, daß es darum geht, martialisch auszusehen, um die potentiellen Terroristen einzuschüchtern. Doch Moment, läßt sich ein Terrorist, der die Bombe schon tickend im Rucksack durch die Gegend trägt, von nem alternden Bundespolizisten mit ner dicken Wumme beeindrucken? Im Zweifel plant der Terrorist ein, selbst bei dem Anschlag zu sterben.
Also dient das martialische Aussehen nur dem Bild des Staates beziehungsweise der Staatsmacht in der Öffentlichkeit: Die Polizei bewaffnet sich schon mit großen Kanonen, also muß die Gefahr groß sein, aber andererseits sehen wir an den großen Kanonen ja, daß der Staat uns schützt. So mag der erste unbedarfte Eindruck sein. Ich nehm mir fest vor, den nächsten Polizisten mit ner MP auf die Sinnhaftigkeit seiner Bewaffnung anzusprechen.
Comments
Comment by Interplanetar on 2010-11-22 03:52:44 +0100
Der Staat sind meines Wissens alle. Vielleicht ist in Mainz Zusammenhang zum Anschlag auf Synagoge? Geschützt wird das Individuum in existenzieller Not. Narrenfreiheit, Privatjustiz bzw. Selbstjustiz. ist nicht schützbar. Berechtigt ist allerdings die Frage, ob es einen Schutz vor Terroristen geben kann. Ich wollte den Job der Bundespolizei nicht. Sinn oder von Sinnen sein, hängt mit der Wahrnehmung, bzw. Wahrnehmungsstörung, Empfindungswirklichkeit, zusammen.. Eine sogenannte Normalfunktion ist für Menschen noch nicht ausgemacht.
Bezüglich Stralsund, kannst du ja mal Rückfrage stellen.
Bundespolizeiinspektion Stralsund
Bearbeiterin Öffentlichkeitsarbeit
Uta Bluhm
Telefon: 03831 / 356-3879
E-Mail: uta.bluhm@polizei.bund.de
http://www.bundespolizei.de
Comment by bundesbedenkentraeger on 2010-11-22 08:15:15 +0100
Hmm, die Synagoge in Mainz ist noch n Stück vom Bahnhof weg, ich gehe davon aus, daß das alles mit der erhöhten Terrorgefahr zusammenhängt, von der in den letzten Tagen die Rede war (und an die ich nicht glaube).
Mir ging es in dem Artikel nicht darum, die Bundespolizei anzugreifen. Mir geht es lediglich um die Frage, wozu sie sich mit Maschinenpistolen bewaffnet.
Comment by Aaa on 2010-11-22 10:06:30 +0100
Huch, hier ist das her.. Hab schon auf http://wirhabenkeineangst.de/ kommentiert.
Polizisten lernen Zielen, Soldaten lernen schnell rumrotzen. Und Polizisten schießen auch mit der MP gezielt – tatsächlich ist die Zielgenauigkeit sogar höher, gerade auf weite Distanzen (das Ding ist größer, deshalb kann man damit genauer hantieren).
Und: Die Dinger sind in der Regel auf Halbautomatik gestellt. Also nicht bamm-bamm-bamm-„die omi auch noch“-bamm-bamm.
Unabhängig davon stimmt es wohl, dass es der Politik um das martialische Auftreten geht.
Comment by bundesbedenkentraeger on 2010-11-22 11:06:00 +0100
Gut, danke für den Hinweis. Das man wg. der Größe wohl besser auf Entfernung zielen kann, leuchtet mir ein. Und bei der Länge der Bahngleise ist das vielleicht sogar relevant.
Mir ist auch klar, daß Polizisten bei weitem besser schießen können (müssen) als Soldaten. Ich fragte mich nur nach dem Sinn der Bewaffnung. Aber gut, gezielte Schüsse auf größere Entfernung, das kann Sinn ergeben. Ein übler Beigeschmack bleibt (wie soll man af die größere Entfernung die Sitation einschätzen, von wegen Herumhantieren an ner Bombe?).
Comment by Muriel on 2010-11-22 11:24:18 +0100
Witzig, genau darüber habe ich am Wochenende auch nachgedacht. Ob sich wohl irgendein (möglichst negativer) Zusammenhang zwischen vollautomatischen Waffen in der Öffentlichkeit und der Wahrscheinlichkeit von Terroranschlägen feststellen ließe?
Comment by edo on 2010-11-22 11:41:32 +0100
Es geht um die Simulation von „alles im Griff haben“, das ist doch klar. Und da deutsche Beamte traditionell zu allen Zeiten nichts tun als „Befehle ausführen“, wäre es eigentlich Aufgabe des missratenen Haufens namens Journaille, den Minister auf die Sinnhaftigkeit solcher martialischer Symbolik anzusprechen.
Comment by Puh on 2010-11-22 11:56:45 +0100
„Bundespolizisten sind keine richtigen Polizisten“ – das darfste gerne mal zu einem Bundespolizisten sagen 😉 – diese Aussage ist jedenfalls genauso falsch wie die, dass die MP5SD hauptsächlich für den Einsatz gegen Gruppenziele konzipiert ist.
Die Polizei der Länder und die Bundespolizei haben schlichtweg nur andere Aufgaben, aber das steht auch in der allwissenden Wikipedia.
Die MP5SD wird (übrigens NUR im Einzelschuss-Modus) eingesetzt, weil diese gegenüber einer Pistole sehr viel schneller in Anschlag gebracht und womit gegenüber einer Pistole auch sehr viel genauer geschossen werden kann. Durch den Schalldämpfer soll während des Einsatzes eine Panik vermieden werden, denn wie man sich denken kann ist ein bewegliches Ziel weniger gut zu treffen, wenn Personen wild umher rennen .
Man kann sich sicher sein, dass kein Polizist mit einer MP mit Dauerfeuer auf eine Menschenmenge hält. Das ist größtmöglicher Blödsinn.
Comment by Benni on 2010-11-22 12:01:22 +0100
Neben dem Bombenszenario gibt es auch noch das Mumbai-Szenario. Geiselnahme, Schusswechsel inklusive. Da kann das schon Sinn machen, jetzt mal rein militärisch. Aber es geht da ja nicht um militärische sondern um politische Fragen, da hast Du schon Recht.
Comment by bundesbedenkentraeger on 2010-11-22 12:05:54 +0100
Daß Bundespolizisten keine richtigen Polizisten sind, ist natürlich von meiner althergebrachten Sichtweise z verstehen. Früher gabs die Polizei und den Grenzschutz. Der Grenzschutz hat nun nen anderen Namen, aber die Polizei ist für mich die Länderpolizei, daher der Spruch, war nicht mal böse gemeint.
Ich unterstelle ach keinem Polizisten, daß er wild in die Menge ballert, ich habe eigentlich, trotz so mancher Vorfälle in den letzten Monaten, Vertrauen in unsere Polizei (den ehemaligen Grenzschtz inbegriffen).
Lediglich die Frage, wozu die MPs da sein sollen, konnte ich für mich nicht beantworten. Daher der Artikel. Insofern auch vielen Dank für die Hinweise, daß sie schneller in Anschlag gebracht werden können und man besser zielen kann. Nen Schalldämpfer hab ich nicht mal gesehen, der hätte mich auch nicht gestört…
Comment by Muriel on 2010-11-22 12:08:42 +0100
Das meiste klingt ja plausibel, aber: Schalldämpfer? Wirklich?
Vermindert der nicht wiederum die Reichweite und Zielgenauigkeit?
Comment by Momo on 2010-11-22 13:04:49 +0100
Also zum Thema allgemein: Die Damen und Herren in Grün rennen auch in Wiesbaden am Bahnhof rum, nicht nur in Mainz. Zumindest vor 2 Stunden hab ich die da noch gesehen, als ich mir da was zu Futtern besorgt hab. Hat also nix mit der Synagoge zu tun.
Zum Thema MP5: Also ich schau mir die Jungs ziemlich genau an. Die MP5 kenn ich leider nur von einer kurzen Runde auf dem Schießstand beim Bund, wo wir einen Nachmittag lang den zu der Zeit ganzen exotischen Kram gemacht haben: G36, P8, MP5… ich schweife ab. Jedenfalls ist mir bislang a) kein Schalldämpfer aufgefallen, b) haben die den Sicherungshebel alle auf S (wie sich das gehört), c) können die die Sicherungshebel wie beim G3 auf E und auf F stellen (womit auch geklärt sein sollte, was diese eine Waffe alles kann) und d) machen die den üblichen Kram, als Finger lang am Abzug, etc. Ob die Waffen fertig geladen und gesichert sind, sieht man ja rein äußerlich nicht umbedingt, dazu kann ich nix sagen.
Comment by Momo on 2010-11-22 13:19:16 +0100
Was mir daran wirklich Sorgen macht: Wenn ich im Moment in Deutschland billig an eine automatische Schusswaffe ran kommen will, muss ich nur an einen Bahnhof gehen und mir überlegen, was ich mit dem Polizisten mache, der noch dran hängt. Oder nicht mal das, ich muss ihn nur dazu bringen, eine vermeindliche Bedrohung bekämpfend auf Menschen zu schließen. Dann hätte ich als Terrorist auch geschafft was ich schaffen wollte und wär fein raus.
Comment by Kai Biermann on 2010-11-22 14:14:06 +0100
Die Frage ist doch nicht die Treffgenauigkeit. Die Frage lautet viel mehr: Worauf wollen die schießen? Auf den Koffer, in dem die Bombe steckt? Oder erkennt man den Terroristen daran, dass ihm eine Rakete aus dem Rucksack ragt?
Und ja, es gab Mumbai 2008. Aber bei Amoklagen geht hierzulande die Polizei mit ihrer Pistole vor und fordert nicht erst MPIs an. Nötig also scheinen sie nicht unbedingt zu sein.
Ich glaube daher, es geht vor allem um das subjektive Sicherheitsgeühl.
lg
k.
Comment by altenheimblogger on 2010-11-22 14:52:43 +0100
Ich würde da auch lieber mit MG stehen als mit einer Pistole.
Comment by Bundesbedenkenträger on 2010-11-22 15:04:06 +0100
Ich habe nicht angenommen, daß die den Hebel auf was anderes als S gestellt haben. Wie aus dem Text hervorgeht war meine Vermutung, daß es keinen Mehrnutzen der MP gegenüber der Pistole gibt, abgesehen vom Feuerstoß. Dahingehend wurde ich inzwischen eines Besseren belehrt, wobei sich angesichts dessen für mich nun die Frage stellt, wieso nicht alle Polizisten ne MP haben statt ner Pistole, wenn die schneller greifbar ist und man besser zielen kann…
Comment by Muriel on 2010-11-22 16:22:19 +0100
Ich glaube, das hat wieder damit zu tun, dass der durchschnittliche Polizist im Laufe seines Berufslebens die Waffe vielleicht ein- oder zweimal benutzt, und die MP nicht nur ein bisschen lästiger zu tragen ist als eine Faustfeuerwaffe, sondern auch, sagen wir, ein bisschen martialisch wirkt.
Comment by Igor on 2010-11-22 17:21:38 +0100
Schöner Beitrag von dir 🙂
Comment by bundesbedenkentraeger on 2010-11-23 07:05:35 +0100
Danke 🙂
Comment by Dominik Wetzel on 2012-04-17 18:05:48 +0100
Die Bundespolizisten verfügen (wenn sie alle Jubeljahre kommen) über MP5A2 und MP5A3, sowie eine P30 Pistole (beide 9mm x19 NATO). Auf keiner der Waffen ist ein Schalldämpfer. Diese MPs werden im Einzelschussmodus benutzt. Eine MP ist schnell im Anschlag und entsichert und auf 200m präzise genug, um ein Ziel zu bekämpfen, ohne die Umgebung (daneben und dahinter) tödlich zu gefährden. Bei einer Panik ist die Reichweite so bei ca. 50 – 80m. Durch den Anschlag an der Schulter lässt sich sicherer zielen und der Rückstoß auch bei vielen Schüssen sehr gut kontrollieren.
Aus militärischer Sicht ist das absolut sinnvoll.