… hat mal das gleiche studiert wie ich jetzt. Nur mit anderem Abschluß. Naja, ich hab meinen ja noch nicht, aber während ich aufs Pfarramt rauswill, hat er ein Diplom in Evangelischer Theologie erworben und Karriere als Journalist beim ZDF gemacht.
Diese Karriere hat dazu geführt, daß er nun auch für BILD schreibt, und zu eben einem solchen Artikel will ich nun mal ein paar Worte loswerden.
Ebenso wie die Guttenberge und von der Laiens dieser nserer Republik macht er sich Gedanken um das Internet und die Gefahren, die dasselbe bedeuten, und zwar für die Kinder.
Interessanterweise schreibt er nicht von der Pornografie, die einen laut Zensursula ja dort im Internet an jeder Ecke anspringt und süchtig macht. Nein, er hat ein anderes Argument. Nämlich die Gefahren der Chatrooms. Und ich muß sagen, ich finde es gut, daß er dieses Thema auf die Tagesordnung bringt und somit eine reale physische Gefahr für die Kinder angesprochen wird. Vielleicht kommen wir nun dazu, wirklich mal über sinnvolle Maßnahmen zum Schutz der Kinder zu reden, und nicht nur die Kinder als Mittel zum Zweck der Totalüberwachung zu mißbrauchen.
Doch gemach, denn so positiv ist der Artikel von Hahne dann doch nicht.
Erstens nimmt er den Begriff Kinderpornografie hier wieder auf, obwohl es nach dem Artikelinhalt wohl eher um Mißbrauch als um die Dokumentation des Mißbrauchs auf Bild und Videomedien geht. Eine Differenzierung und ein sicherer Umgang mit der Begrifflichkeit sollte nicht zu viel verlangt sein. Versäumnisse hier können schnell den Vorwurf der Stimmungmache auf unterstem Niveau nach sich ziehen. Das wäre zwar für BILD nicht schädlich, aber für das Ansehen Hahnes.
Zweitens meint er, daß jemand, der sich an Kindern vergreift, keinen Datenschtz verdient. Damit macht er eine Unterscheidung zwischen Menschen, die sich den Datenschtz verdient haben, und solchen, die ihn nicht verdient haben. Wenn man sich aber grundlegende Rechte erst verdienen muß, wie weit ist es da noch in die Tyrannei früherer Jahrhunderte?
Er meint wohl eher, der Täter habe isch das Recht verwirkt. Schon wieder so eine Ungenauigkeit, aber gut, er schreibt für BILD. Die Überschrift geht sogar noch einen Schritt weiter und spricht den Kinderschändern nicht nr den Datenschutz, sondern gleich jeglichen Schutz ab. Wie weit soll das gehen? Schutz vor staatlicher Willkür inbegriffen?
So gesehen bin ich sehr unzufrieden mit Hahnes Artikel. Er bedient doch wieder nur die dümmlichen Vorurteile, er schürt geradezu den Volkszorn. Unter dem Mantel guter Absichten, denn wer würde nicht sagen, daß Kinderschänder verfolgt und bestraft werden müssen? Im Zweifel für immer weggeschlossen?
Doch bitte alles im Rahmen des Rechtsstaates. Im Rahmen der Verfassung, die in ihrem ersten Artikel die Würde des Menschen – jedes Menschen! – für unantastbar erklärt. Das wäre dann nicht nur der Rahmen des Rechtsstaates, sondern auch der Rahmen, den der Gott steckt, den Hahne so wie ich verehrt. Jeder Mensch ist ein Sünder, keiner hat dem anderen etwas voraus. Deshalb, wenn man einem den Schutz abspricht, so spricht man ihn allen Menschen ab. Wo aber alle Menschen ohne Schutz sind, da kommt der Staat nicht dem von Gott gegebenen Auftrag nach, für die äußere Ordnung zu sorgen, sondern macht sich selbst zum Gott, indem er festlegt, wer Schutz verdient und wer nicht, wer gegängelt werden kann und wer gerade mal genehm ist und nichts zu befürchten hat.
Zu Ende gedacht würde das bedeuten, daß Hahne gegen die göttliche Ordnung schreibt. Vielleicht gehe ich damit ein bißchen weit, aber die Tendenz scheint mir gegeben, ach wenn sich Hahne dessen vielleicht, trotz Theologiestudiums, nicht bewußt ist.
Doch zurück zu seinen freilich nur als Argument gegen ein freies Internet ins Feld geführten Gefahren im Netz: Er schreibt von Viertklässlern, die nach der Schule ins Internetcafe stürmen und dort Gefahr laufen, in den Chatrooms sich auf falsche Freunde einzlassen, die sie dann vielleicht irgendwann mal treffen, um zu merken, daß der angebliche Freund der größte Feind ist.
Ein schreckliches Szenario. Ich habe keine eigenen Kinder, doch kann ich mir vorstellen wie schrecklich allein der Gedanke daran ist, daß das eigene Kind einem solchen Verbrecher in die Hände fällt.
Doch ist die Gefahr neu? Ich höre meine Eltern noch sagen „Geh mit keinem mit“. Damsl als Kind verstand ich gar nicht, was alles dahintersteckte, hinter dieser immer wieder wiederholten Warnung. Genauso: „Steig zu keinem ins Auto ein“.
Es gab viele Gefahren in meiner Kindheit. Ich kann mich nicht an 30-er Zonen oder Spielstraßen erinnern, die Straße war Gefahr: „Guck, wenn Du auf die Straße gehst“.
Meine Eltern sorgten selbst dafür, daß ich wußte, wie ich mich zu verhalten hatte, um möglichst unbeschadet drch die Kindheit zu kommen: „Schnall Dich an“. Einem Klassenkameraden wurde das Nichtbefolgen dieser Warnung zum Verhängnis. Das Auto überschlug sich, er flog durch die Winschutzscheibe, das Auto auf ihn drauf. Er starb im Krankenwagen. Mit 14.
Garantieen, daß alles glatt geht, gab es auch damals nicht.
Warum schreib ich das alles? Weil Hahne dies zu verlangen scheint. Die Forderung nach einem Verbot von Internetcafe für Kinder, nach Sperrng bestimmter Seiten scheint mir aus diesem Gedanken geboren: Ich pack mein Kind in Watte, damit ihm nichts passiert.
Dabei übersieht Hahne jedoch: Das Kind ist zu einem Leben in der Watte verdammt. Es wird nie selbständig heraustreten können und das Leben in der Welt lernen können ohne die Gefahr, Schaden zu nehmen. Und je länger das Leben in der Watte andauert, desto schwieriger und gefährlicher wird die mstellung auf das echte Leben. Spätestens mit 18 wird das Kind aber aus der Watte raustreten müssen, alleine schon, weil es vom Staat in die Verantwortung genommen wird. Und es wird auch danach streben, aus der Watte herauszukommen, das echte Leben zu erleben. Jedenfalls scheint es mir so zu sein, wenn ich mir die Welt ansehe und die Jugendlichen darin.
Natürlich ist es für Kinder verboten, an Spielautomaten zu spielen. Aber es ist nicht verboten, auf dem Spielplatz zu spielen. Doch genau das ist es doch, was Hahne erreichen will: Sperren und verbieten. Es soll nicht verscht werden, den bösen Onkel vom Spielplatz zu vertreiben und die Kinder vor ihm zu warnen, sondern die Kinder sollen am Besten gar nicht mehr spielen gehn. Das ist zu gefährlich, es könnte ja etwas passieren.
Zielführend wäre meienr Meinung nach das, was auch meine Eltern damals gemacht haben: Die Gefahr verstehen, und den Kindern sagen, was zu tun ist. „Geh mit keinem mit“ könnte man übersetzen mit „Treff Dich mit niemandem, den Du nur aus dem Netz kennst“. „Steig zu keinem ins Auto ein“ könnte man neu fassen als „Gib nicht Deine Adresse auf Deiner Social Network Seite an, oder Deine Schule“. „Sei vorsichtig mit den Bildern, die Du von Dir ins Netz stellst“.
All das bringt Hahne aber nicht. Er will, daß das Netz verboten wird. Zumindest für die Kinder. Nur zu ihrem Besten.
Aber man hilft den Kindern nicht, wenn man sich vor der Welt verschließt und sie nicht darauf vorbereitet, man schadet ihnen auf lange Sicht, wennm an sich als Eltern keine Gedanken macht zu möglichen Gefahren und dazu, wie man diesen begegnen kann oder sie vermeidet. Doch höre ich relativ wenig Aufrufe in der Art: Eltern, versteht, was Eure Kinder tun und schützt sie. Durch Anleitung. Ich höre fast nur Gekreisch nach stärkeren Gesetzen, größeren Verboten und dem allgemeinen Verdrängen der Wirklichkeit, anstatt sie zu gestalten.
Ein Kind das vorbereitet ist, ist eine schwereres Opfer für einen Kinderschänder. Ein Verbot des Internets (wenn es denn durchsetzbar wäre, aber der Staat kann ja nicht mal das Verbot diverser Substanzen, von THC bis Heroin durchsetzen, und die sind schon lange bekannt) würde die Täter vielleicht daz bringen, nicht mehr im Internet nach Opfern zu suchen. Und was machen die Täter dann? Nun, vielleicht gehen sie af den Spielplatz, ausgerüstet mit Lollis und machen sich dort an die Kinder ran, die nichts Böses ahnen, weil ihre Eltern denken, alles Böse sei verboten…
Comments
Comment by philgeland on 2010-10-26 12:24:38 +0100
Eben.
Garantien gibt es nicht.
30er Zonen waren mir in meiner eigenen Kindheit auch unbekannt. Dafür gab es aber mehr „Raum“ zum Fahrradfahren und Indianerspielen. Nein, nicht in einem Kinderhort sondern im angrenzenden Wald. Da sind wir im besten Grundschulalter auch schon mal mit zerrissener Hose oder blutendem Knie nach Hause gekommen.
Kranke und gefährliche Subjekte gab es damals wie heute.
Hysterie führt zu nichts.