Ey Lou Flynn macht coole Comics. Und trifft dabei die Dinge häufig wunderbar. Eines dieser tollen Comics seht Ihr oben (leider nicht mehr, abernach 6 Jahren kann sich einiges ändern).

Hier behauptet ein Mensch (lange Haare, womöglich auch eine Menschin), er würde seine Tiere lieben. Offenkundig handelt es sich um eine sehr komische Liebe, die nicht darin besteht, das Beste des Geliebten zu suchen, sondern darin, den oder die Geliebten bei sich, unter Kontrolle zu haben. Die Gegenwart der Geliebten ist es, die einem wohl tut, nicht deren Wohlergehen.

Ähnliche Gedanken hatte ich schon vor ner Weile, als ich „You and Me“ von Milow zum ersten Mal hörte (ich könnte jetzt das Lied bei youtube verlinken, aber der Link wird dann nicht lange funktionieren, weil youtube Videos, zumal von kommerzieller Musik oftmals gelöscht werden, also sucht selbst). Ein paar Textzeilen:

I sometimes wish you were a mermaid
I could raise you in the tub at home
We could take a swim together
On weekly daytrips to the bay

[…]

I wish you were a little bigger
Not just big but really really fat
Doors you would no longer fit through
In my bed you would have to stay

[…]

I wish you were a little slower
Not just slow but pa-pa-paralyzed
I could put you on a socket
And you could never run away

Zu deutsch etwa:

Manchmal wünschte ich, Du wärst eine Meerjungfrau,ich könnte Dich in der Badewanne zu Hause halten/aufziehen
wirkönnten zusammen schwimmen
bei wöchentlichen Tagesausflügen zur Bucht

[…]

Ich wünschte Du wärst ein wenig breiter
nicht nur breit, sondern richtig richtig fett
Du würdest nicht länger durch die Türen passen
Du müßtest in meinem Bett bleiben

[…]

Ich wünschte Du wärst ein wenig langsamer,nicht nur langsam, sondern gelähmt
ich könnte Dich auf einen Sockel stellen
und Du könntest nie weglaufen

Erschreckend, nicht? Finde ich zumindest. Was hier als Wunschvorstellung beschrieben wird, muß für die betreffende Person die Hölle sein, ebenso wie es für die „lieben Tiere“ im Comic in so engen Käfigen furchtbar sein muß, aber das Strichmännchen im Comic begreift das ebensowenig wie der Sänger des Liedes, der zwar nicht von Liebe spricht, diese aber impliziert (zumindest versteh ich das so).

Und diese Liebe ist eben keine, es ist etwas anderes, wie man es auch immer nennen mag. Liebe bedeutet, daß man selbst immer beim Geliebten sein will, im Lied und Comic geht es aber eher darum, daß der oder das Geliebte immer bei einem selbst sein soll. Während bei der LIebe die Einschränkung auf Seiten des Liebenden geschieht, er will nämlich nur noch an einem Ort sein, geschieht die Einschränkung in Comic und Lied beim Geliebten: Ich bewege mich frei, bin nicht eingeschränkt, aber der oder das Geliebte soll immer bei mir sein. Es ist das genaue Gegenteil.

Freilich ist es auch eine Einschränkung für den Geliebten, wenn man immer um ihn herumschawenzelt und sich quasi aufdrängt. Soweit trägt mein Beispiel nicht. Also könnte man vielleicht besser sagen: Liebe bedeutet, selbstlos zu sein, das zu tun, was der Geliebte sich wünscht. Im Zweifel auch, Leine zu ziehen. Liebe „bringt“ einem nix, sondern immer nur dem anderen. Liebende sind somit veritable „Opfer“: Sie sind die Schwächsten, weil sie, als Liebende, nur geben und nichts empfangen (es sei denn, sie werden wieder geliebt, aber dann sind sie eben auch Geliebte).

Sie sind aber auch die Stärksten, so lange sie lieben. Denn es macht ihnen nichts aus, nur zu geben, weil derjenige, der die Gaben empfängt, der Geliebte ist, dem man ja Gutes tun will.

Liebende scheinen also schwach und sind eigentlich stark. Zumindest, so lange sie lieben können, denn nicht wiedergeliebt zu werden, kann ganz schön an den Kräften zehren ud ist man nicht (mehr) strak genug, scheitert man. Die gute Nachricht ist: Die Kraft kann man nicht nur aus der Wiederliebe einer geliebten Person ziehen, sondern auch aus der Liebe anderer Personen. Und so ist es uns möglich, auch zu lieben, wo wir nicht geliebt werden und so anderen, bisher ungeliebten Menschen die Kraft zu geben, irgendwann selbst zu lieben. Dann brauchen sie vielleicht irgendwann auch keine Tierkäfige oder zu enge Türen mehr…

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. (1. Kor 13, 4-7)