„Noah, ein frommer Mann, war ohne Tadel zu seinen Zeiten, mit Gott wandelte Noah“

Da ja biblische Namen oft „sprechende Namen“ sind, habe ich mal nachvollzogen, wo der Name Noah seinen Ursprung hat. Dabei bin ich auf das Verb nwch (für die, die des Hebräischen mächtig sind: mit chet am Ende, weiß nur nicht, wie ich das hier schreiben kann) gestoßen, was – grob übersetzt – ruhen lassen, zur Ruhe bringen/kommen, Ruhe schaffen bedeutet. Mit dem gleichen Wort wird in Gen 8,4 auch geschildert, dass die Arche auf dem Berg Ararat aufsetzt. Führt man sich vor Augen, dass das Element „ruhen/ausruhen“  im AT ein breites Wortfeld aufweist (Vgl. Preuß S. 299 in Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament Band V) und „Ruhen bzw. die Ruhe at. lich. gesehen Heilsgut ist“ (a.a. O. S. 300) eröffnet dies interessante Perspektiven auf den Namen Noah:

  1. Es ist aus meiner Sicht nicht ganz von der Hand zu weisen, dass hier bereits im Namen Heilshandeln angedeutet wird. Eine erste Spur davon ist bereits darin zu sehen, dass in V. 8 – entgegen sonstiger hebräischer Syntax – das Subjekt, Noah, vorangestellt wird. Schon durch den Ursprung des Namens Noah im semantischen Umfeld der Ruhe wird Heilsgut angekündigt, das „Heilsvokabular“ wird noch deutlicher darin,  dass Noah Gnade findet vor Gott.

  2. Noah kann als „Ruhepol“ in einer verderbten Welt gesehen werden. Dieser Ruhepol steht in enger Beziehung zu Gott, er zeichnet sich durch Frömmigkeit aus. Sein Dasein als Ruhepol und Zeichen für Heilshandeln Gottes aber führt gerade nicht in Passivität, wie der Bau der Arche zeigt. Es hat vielmehr zur Folge, dass Noah aktiv wird. Aus der Kombination von Gottes Auftrag und Noahs Frömmigkeit ist, erwächst neues Leben, erwächst Zukunft. Vielleicht kann das ein Maßstab sein für verantwortlich gelebte Frömmigkeit: Die Frage, ob aus meiner Frömmigkeit, meinem Bezug auf Gott, Leben und Zukunft hervorgeht oder nicht.

Comments

Comment by Bundesbedenkenträger on 2012-02-15 14:30:18 +0100

Hier kannste hebräisch schreiben wie sonst auch: נוח הנאבי, siehste? Auch griechisch funktioniert wie sonst: Στέφανος ὁ φρίση. Einfach eingeben so wie andernorts auch.
Deinen Punkt 1 verste ich nicht, sorry. Was ist genau die Aussage? Mit Punkt 2 kann ich schon eher etwas anfangen. Vielleicht (vorsicht, unreflektiertes Rumgespinne) sogar in der Art, daß Noah (der Ausruhende?) eben im Gegensatz zu allen anderen nicht geschäftig war im sündigen, sondern diese Werke ruhen ließ. So irgendwie. Und derjenige, auf den das zutrifft (also den Noah=Ausruher allgemein, jetzt weniger als konkrete Person), fand Gnade vor Gott (V8). Allerdings schient mir auf den ersten Blick Vers 8 zu einer anderen Schicht zu gehören als Vers 9. Was jetzt Priesterschrift ist etc überlaß ich aber Dir, zu eroieren 😉

Comment by bonifatz on 2012-02-15 14:51:26 +0100

In 1. ist die Aussage, dass schon mit dem Namen Noah zu Beginn von V. 8 Heilshandeln Gottes (bzw. Heilsgut) in den Blick kommt, da Ruhe alt.test. in den Bereich „Heilsgut“ gehört. Und dieser „Heilsgutanzeiger“ steht unmittelbar nach dem Entschluss Gottes, alles Leben zu vernichten, er ist also bereits ein Hinweis darauf, dass die Vernichtung nicht das letzte Wort haben wird.

Dein unreflektiertes Rumgespinne ist mir sehr sympatisch, sehr viel mehr habe ich ja auch nicht gemacht 😉 Die Deutung, es auf ein Ausruhen/ruhen lassen von Sünden zu beziehen, finde ich sehr spannend!
Die verschiedenen Schichten sind mir z.Zt. völlig egal, mich interessiert, was der Endredaktor daraus gemacht hat hat. Nicht, dass sie generell unwichtig wären oder ich sie später bei Predigtvorbereitungen ignorieren würde, aber hier nehme ich mir mal die Freiheit heraus, erstmal vom Endprodukt auszugehen. Was natürlich nicht heißt, dass andere, die von den Schichten begeistert sind, diese nicht ins selbst herausarbeiten und ins Gespräch bringen dürfen 😉

Comment by Bundesbedenkenträger on 2012-02-15 14:59:19 +0100

Ich find die Spannung zwischen Vers 9 und Vers 8 interessant. Erst geht es um die Gnade. Und dann auf einmal, ist Noah aber auch ein Mann ohne Tadel etc. Ich frag mich schon ein wenig, wie ein Endredaktor diese an sich widersprüchlichen Aussagen einfach so nebeneinander stehen lassen konnte.

Comment by bonifatz on 2012-02-15 15:47:31 +0100

So stark widersprüchlich finde ich das garnicht. In V. 7 wird ausgesagt, dass es Gott reut, die Menschen gemacht zu haben und es werden erstmal ausnahmslos alle der Vernichtung anheim gegeben. Dann wird festgestellt: Für einen geht das Leben weiter, Gott ist gnädig und hält nicht am „Generaltodesurteil“ fest. Und V. 9 erklärt dann, warum Noah aus dem allgemeinen Todesurteil herausfällt: Weil er tut, was Gott gefällt. Vielleicht ist grade das die Gnade: Dass Gott nicht unterschiedslos alle umkommen lässt, wie er erst vorhatte, sondern den, der fromm ist, bewahrt. Und nicht nur ihn, sondern auch seine Frau, Söhne und Schwiegertöchter, von denen wissen wir nicht, ob sie so gerecht waren wie Noah. Vielleicht ist das Gnade finden Noahs aber auch schlicht, dass er nicht zusehen muss, wie seine Familie vernichtet wird, sondern diese – um seines Willen? – gerettet werden. Eine widersprüchliche Aussage kann ich hier nicht sehen.