Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, was ich vom Vorsitzenden des Rates der EKD halten soll. Es geht um Nikolaus Schneider, der Hauptberuflich Präses der evangelischen Kirche im Rheinland ist.

Diese Woche hat er sich (wieder) zum Islam geäußert, und wurde vom Zentralrat der Muslime, einer der kleinen Splittergruppen, die Muslime in Deutschland vertreten, kritisiert. Und die Kritik ist verständlich, doch um was geht es?

Schneider meinte, der Islam trete „von Aufklärung nd Religionskritik kam irritiert in unserer Gesellschaft auf“. Das mag stimmen, gilt auch für bestimmte christliche Gruppierungen (meist jedoch nicht für Landeskirchler), braucht aber einen evangelischen Präses als Präses nicht zu interessieren. Vielleicht ärgert es ihn als Bürger, aber dieser Ärger ist der Tribut, den es zu zahlen gibt in einer freien Gesellschaft für die Freiheitsrechte auch der anderen. Wenn die Muslime sich ohne Aufklärung und Religionskritik wohler fühlen (falls das überhaupt stimmt), ist es ihr gutes Recht. Eine andere Sache wäre es, wenn Schneider eine bestimmte Position aufgreift und diese auf Grundlage islamischer Vorstellungen kritisiert, wenn er einem Muslim also aufzeigt, warum die Aufklärung etwa in Einklang mit dem Koran steht und Mohammed Religionskritiker war (falls es so gewesen sein sollte). Ansonsten können nur Muslime den Islam von innen verändern (in welche Richtung ach immer). Das ist dann aber nicht Sache Schneiders, sondern der Muslime.

So weist der Zentralrat der Muslime darauf hin, daß man es nicht gut findet, wenn jemand belehrend auftritt (wobei ich mich in dem Kontext wundere, daß nicht von Scheider die Rede ist, sondern von der evangelischen Kirche, die ja nicht mit Schneider identisch ist, sein Posten ist ja in keinster Weise mit dem des Papstes zu vergleichen, aber das nur nebenbei).

Auch kann ich der folgenden Aussage des Zentralrates nicht ganz folgen:

Niemandem steht es zu, eine Religion zu kritisieren und zu bewerten, ob sie eine Aufklärung nötig
hat oder nicht

Ich denke, es steht dem Anhänger der Religion sehr wohl zu. Ich kann als Christ innerhalb der Kirche und des Christentums durchaus kritisieren und bewerten, ob es ein zu viel oder zu wenig an Aufklärung gibt. Und zwar immer in dem Maße, wie ich mich den jewilig Kritisierten selbst zugehörig fühle. So kritisiere ich die Katholiken etwa bei ihrem Amtsverständnis, weil ich es biblisch und historisch nicht als begründet ansehe, aber ich kritisiere nicht den Zölibat, das ist Sache der katholischen Kirche und das sollten die unter sich ausmachen. Als Christ aber bin ich der Meinung, beim Amtsverständnis (etwa) mitreden zu können und zu dürfen.

So habe ich auch kein Problem damit, wenn Schneider als Mitglied unserer Gesellschaft andere Mitglieder auf den Grundlagen der Gesellschaft kritisiert, etwa wenn er sich zur Gefahr äußert, die von multinationalen Unternehmen für unsere demokratischen Strukturen ausgeht.

Daß der Islam „lauter und aggressiver“ auftritt mag stimmen, die Frage ist aber doch dann, warum man die Kirche nicht hört, bzw. nur hört, wenn es um Zwangsarbeit und Mißbrach geht, bzw. die Entschuldigungen nd Erklärngen daz etc…

Ja, der Islam missioniert in Deutschland, wie auch seit neuestem Atheisten aktiv Mission betreiben. Niemand hindert die Kirche, da auch mal wieder mitzuspielen und so spricht Schneider ach davon, „von der Heiligen Schrift inspirierte Lebenskonzepte zu vertreten“. Dazu gehört aber mehr, als immer wieder von Mission zu reden, irgendwas muß man auch tun, denn über Presseerklärungen und Reden af Synoden finden die wenigsten Menschen zu Christus.

Was mich etwas geärgert hat ist, daß Schneider meinte, ein akademischer Islam sei nötig. Ich mag ja auch die Idee von islamisch-theologischen Fakultäten an den Unis, am Besten auch da, wo es christliche Theologen gibt, um den Austausch zu fördern und einander besser kennen zu lernen. Was der Islam jedoch nötig hat, ist Sache des Islams und der Mslime, und wenn der Islam sich dadurch ins Abseits stellt, ist das auch Sache des Islams und der Muslime.

Eine islamische Aufklärung wird man nicht gezielt initiieren können, so wie ach die europäische Aufklärung nicht gezielt initiiert wurde, sondern sich ergab. Wenn es also irgendwanne einmal so weit kommt, daß die Muslime sich tatsächlich soweit organisieren, daß sie Islamisch-theologische Fakultäten erstellen und mitunterhalten können (niemand kann sie dazu verpflichten, Imame in Deutschland auszubilden und Religionsnterricht an den Schlen anzubieten), dann können sie auch selbst entscheiden, inwieweit dort die Aufklärung überhaupt behandelt wird. Sicher wäre es sinnvoll, um die Gesellschaft in Europa zu verstehen, aber wie gesagt: Niemand kann den Muslimen verbieten, nicht sinnvolle Dinge zu tun, und keiner sollte es ihnen afzwängen wollen. Auch die Kirchen haben viel nsinniges getan in ihrer Geschichte und würden Äßerungen von außen, was in der Kirche nötig wäre, zurückweisen, so wie Schneider auch die Mischreligion (mit Recht) zurückweist.

Recht geben muß ich Schneider, wenn er sich für die verfolgten Christen in islamischen Ländern ausspricht. Ertsens sind es Gläubensgeschwister, die in Alexandria umkamen (und im Irak und anderen Ländern), und zweitens wird von islamischer Seite immer wieder betont, der Islam sei eine Religion des Friedens und der Toleranz. In der Sitation die Muslime beim Wort zu nehmen, kann ihm keiner vorwerfen.

Leider hört man sehr wenig davon, daß Muslime etwa in der Türkei sich für Christen einsetzen, für ein Recht, Kirchen zu bauen und ihren Glauben zu lehren. Entweder es findet nicht statt oder wird in den Medien nicht gebracht, und das ist schade, in beiden Fällen. Herasragend finde ich in diesem Kontext eine Meldung wie die, daß Mslime in Ägypten dazu aufgerufen ahben die Weihnachtsmessen der Kopten zu besuchen, um die Solidarität zu zeigen und als menschliche Schutzschilde gegen mögliche weitere Attentate zu helfen. Ein bewundernswerter Mut!

Die innere Verfassung des Islams jedoch, und das ist mein eigentlicher Punkt, ist nicht Sache eines evangelischen Präses. Dieser kann lediglich anfragen bei Muslimen, oder diese beim Wort nehmen, er hat aber keine ungefragten Äußerungen darüber zu machen, was die Muslime brauchen und tun müssen. Die können tun was sie wollen und legal ist, so wie auch die Kirchen.

Comments

Comment by Johannes on 2011-01-12 11:57:34 +0100

Zustimmung! Habe mich über diese Äußerung von Schneider auch sehr gewundert.

Comment by alien59 on 2011-01-12 12:24:21 +0100

Danke, nett, dass das mal jemand sagt. Das ständige Herumpfuschen von Nichtmuslimen in islamischer Theologie ist echt nervig.

Comment by Interplanetar on 2011-01-13 08:19:09 +0100

Ich bin unrasiert, untätowiert, unrein, verwahrlost. im grenzenlosen Kosmos. 🙂

Nichtmals Gold oder destilliertes Wasser ist absolut rein.

Ohne allgemeingültige örtliche Rechtsgrundlage ist kein Recht, kann keine Gerechtigkeit sein.

Historie?
Mythen und Legenden sind keine Historie, weil Geschehenszeugen, Urtext, Beglaubigung, Er/Beweis, fehlen. Mythenmischmasch war schon immer.
Häufige Wiederholung im Jahreskreisen macht keine Wahrheit.

Glaubenswissenschaften
nannte das Verfassungsgericht das parteigebundene im Fall Lüdemann.
Bezug ist zu Glaubenslehre, Glaubensbekenntnisse teilweise aus Mittelalter. Es sind Bekenntnisse, sola skriptura, etc., die keine Geständnisse, im Sinne des Recht sind.

Mit Menschenrechten haben sie auch nichts gemeinsam.
Letztlich kann mir das alles egal sein. Weil es doch auf das ankommt, was tatsächlich getan wird.

Glaubensselbstgerechtigkeit
zählt im Recht nicht. Das ist dem Kultus vorbehalten. Glaube gilt rechtlich nicht glaubwürdig, glaubhaft. Ideen-, Glaubensschutz gibt es nicht. Glauberitis ist wie Scheinschwanger
Gewissen, kein eindeutiger Begriff, wird berücksichtigt, soweit sachgerechte Argumentation erfolgt.

Wie Glaube mit Glaube tatsächlich bewertbar ist, weiß ich nicht. Es geschieht, aber häufig vergleichbar wie zu Geschmacksfragen im Sinne:
Mein (unser) Bild im Brunnen ist das Schönste. Mein Fels gibt Echo. Im Fels ist Nachhall. Menschlich!

Wort?
Wie kann etwas beim Wort genommen werden, was in sich keine eindeutige Klärung hat?
Religion, Gott, Geist, Seele, Christ, Muslim und sehr Vieles mehr, sind keineswegs eindeutige Begriffe.

Von den ca. 4 % aktiven Landeskirchlern liegt ca. 1/4 auf Linie der landeskirchlichen Gemeinschaft. Die anderen sind, wenn überhaupt, Statisten zu Feiertagen. Die meinen, Kirche täte gute Werke. Real wird aber von Diakonie, wie Caritas, von Privat-, Steuer-, Versicherungszahlern finanziert. Wo Auslagen sind, ist vorrangig Kinderbereich im Eigeninteresse….zukünftige Kirchensteuerzahler.
Davon abgesehen wird ja an anderer Stelle wieder über Staat reingeholt.
Bei den Katholiken sind mutmaßlich etwas mehr Brauchtumspfleger. Sonst ist Ähnliches. Insgesamt müsste man ca. 900 sogenannte christliche Gruppen anschauen. Im ÖRK ist nichtmals die Hälfte. Und da ist auch mehr Uneinigkeit wie Einigkeit.
Andere sogenannte Religionen sind weniger gesplittert. Aber auch dort gibt es grob besehen, Rechts, Mitte, Links.

Unabhängig von bezeichneter Problematik gibt es Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit. An jedem Kiosk stehen Rückbinder und Atmer.
Wenn ich zum Ahnenforschertreffen gehe, ist das auch Religion = Rückbindung. Wieviel Kuckuckskinder dabei waren, weiß ich nicht.
Es macht einfach Spaß. Spiritualität = Atmung, habe ich sowieso.

Lehre wie Regen und Tau
Für das Wetter habe ich Wetterstation.
Es kann gemessen und gewogen werden.

Erzhöffig = Hoffnung, weil Er/Beweis ist
Für Ultraschallaufnahme gilt Gleiches.

Comment by Bundesbedenkentraeger on 2011-01-13 09:53:30 +0100

Danke für den aktuellen Dadaismus. KLeiner Hinweis: Die „guten Werke“ reduzieren sich nicht nur auf die Arbeitsfelder von Caritas und Diakonie.

Comment by meryemdeutschemuslima on 2011-01-13 23:24:52 +0100

Servus,

zur Türkei kann man sagen, dass die AKP Regierung, als „islamistisch“ verrufen, die erste türkische Regierung ist, die sich aktiv für Verbesserungen in Sachen Religionsfreiheit einsetzt. Kleine Schritte gewiß, aber das liegt im laizistischen Staatssystem begründet, das es auch muslimischen Gemeinden außerhalb der staatlichen Religionsbehörde schwer macht.