So treffend ist der Titel vielleicht gar nicht, denn es geht weniger um Gaza selbst, als um die Ereignisse rund um den Hilfkonvoi für Gaza.

So hat sich ein gewisser Yossi Melman, der Kölner Stadtanzeiger nennt ihn einen israelischen Militärexperten, zu der Aktion des israelischen Militärs zu Wort gemeldet und spricht vom Versagen der Gewalt-Strategie. Israel habe mit seiner Reaktion genau das geliefert, was die Hamas und die Gegner Israels brauchten. Insofern besteht dort das gleiche Problem wie auch ähnlich bei den Aktivisten, die bei ihrer Verteidigung gegen das israelische Militär eben doch zur Gewalt gegriffen haben und sich somit ein Stück weit unglaubwürdig machten.

Wie ich schon einmal schrieb, eigentlich ein stabiles System, Scharfmacher beider Seiten sorgen dafür, daß die Gemäßigten nicht ins Amt kommen, indem sie Angriffe provozieren und sich dann als Opfer darstellen. Durch die Art der Provokation (Gewalt muß eine Rolle spielen, um den Scharfmachern der Gegenseite Argumente zu liefern) sorgen sie dafür, daß sie nur bei den eigenen Leuten mit der Opferrolle durchkommen, durch die Berechenbarkeit des Gegners ist man sich der Vergeltung sicher, was dann wieder Bilder liefert um die eigene Opferrolle zu zelebrieren.

Ich glaube nicht, daß beide Seiten sich absprechen, solche Verschwörungstheorien sind mir dann doch ein wenig zu unrealistisch, aber de facto funktioniert die Gewaltspirale genau auf diese Weise, und setzt die Friedenslager beider Seiten gleichermaßen unter Druck.

Nun zieht der Konflikt aber größere Kreise (via), denn mit dem Angriff auf ein Schiff unter NATO Flagge hat Israel sich in eine Lage versetzt, die eigentlich eine Reaktion der NATO nach sich ziehen müßte. Denn die Allianz hat das Ziel, Angriffe auf Bündnispartner abzuwehren. Und die Türkei ist seit 1952, länger also als die BRD, NATO Mitglied. Es ist zwar nicht damit zu rechnen, daß die NATO nun militärisch interventieren wird, aber die Türkei wird das Thema nicht so einfach übergehen, nicht so einfach übergehen können. Die Entwicklung in diesem Zusammenhang bleibt ungewiss.

Derweil sind Bilder aufgetaucht von den an Bord beschlagnahmten Waffen (via). Deren Mehrzahl scheint zu belegen, daß es sich dabei tatsächlich um Küchenmesser und dergleichen handelte. Die Holzstöcke und Beile scheinen mir zum geladenen Baumaterial bzw. -werkzeug zu gehören. Was ich nicht verstehe ist, was Krummdolche (sieht man nicht gleich, ich hab auf den Bildern 2 gefunden), Pfefferspray(?) oder Taschenmesser an Bord zu suchen hatten. Auch über die Wirkung der Schleudern, die gut und gerne auch als Spielzeug durchgehen könnten – in anderen Weltgegenden -, hätte man vorher schon Klarheit haben können. Daß solche Gegenstände Nahrung für die israelische PR darstellen, hätte man wissen können. Auch die kugelsicheren Westen erwecken einen negativen Eindruck, wenn sie auch rein defensiv sind. Im Zusammenhang mit den anderen genannten Gegenständen, vermitteln sie eben nicht das Bild von Friedfertigkeit.

Auf der anderen Seite muß man sagen: Die Israelis können alles mögliche fotografiert haben. Da mir aber bisher noch keine Aussage von Seiten der Aktivisten zu Ohren gekommen ist, daß die Bilder Fälschungen sind, geh ich erst mal von der Echtheit aus.

Die Schiffe hatten aber nicht nur als Waffen bezeichnete Gegenstände geladen, sondern ja auch noch die Hilfsgüter. Diese wurden nach Angaben von haGalil inzwischen nach Gaza gebracht, man spricht von 20 Sattelschleppern, was im Gegensatz zu den „rund hundert Lastwagen der UNO und anderer internationaler Organisationen“ durchaus als minimal angesehen werden kann. Eine Erklärung für die kleine Menge an benötigten LKWs hat die Kommentatorin Jane: Das Baumaterial wurde wohl nicht ausgeliefert, das den „Löwenanteil“ der Hilfsgüter ausgemacht habe.

Nach all diesen Vorgängen fragt man sich, was wohl mit den anderen Schiffen passieren wird, die unterwegs sind oder auf den Weg gebracht werden. Eigentlich kann sich Israel nicht noch mehr schlechte Presse leisten, aber das konnten sie eigentlich letzte Woche schon nicht. Der irische Premier hat jedenfalls mit Konsequenzen gedroht für den Fall, daß irischen Bürgern, etwa auf der Rachel Corrie, zu Schaden kommen.

Update: Dieser Artikel scheint mir einiges noch einmal in anderem Licht darzustellen.

Nochn Update: In diesem Video (via) geht es mir weniger um die Kommentare, als um die Bilder.