Sachen gibt’s! Zum Beispiel einen Blog, der sich scheinbar der Aufgabe verschrieben hat, die Wahrsagerei kritisch zu begleiten, oder so. Jedenfalls wurde dort ein Artikel

veröffentlicht, in dem sich der Autor darüber ärgert, daß nun wohl vom Arbeitsamt, bzw. neudeutsch der Bundesagentur für Arbeit, Kurse bezahlt werden, die den Teilnehmer zum Astrologen weiterbilden sollen.
Naja, wird man denken, ist ja auch ne nicht ganz ernst zu nehmende Sache, diese Astrologie. Der Autor des besagten Artikels weist auch darauf hin, daß hier Praktiken finanziert werden, mit denen die Hilflosigkeit der Menschen ausgenutzt wird.
Jetzt frage ich mich: Welche Ausbildung beinhaltet dieses Risiko nicht? Wer BWL studiert wird in die Lage versetzt, Finanzmarktprodukte zu kreieren, die ganze Volkswirtschaften in die Knie zwingen, wer Handwerker wird nutzt auch die Tatsache, daß nicht jeder zum Beispiel nen Rohbruch selbst reparieren kann und solche Beispiele werden sich auch für andere Berufszweige finden lassen.
Die mögliche Nutzung des Wissens zur Übervorteilung anderer ist nicht an irgend eine esoterische Praxis oder sonst etwas gebunden. Astrologieshows lasen sich sogar mit unausgebildeten Menschen bestreiten, n wenn ich mir das alles so ansehe, habe ich oft den Eindruck, da ist kein Stück Ausbildung in irgend einer Art gegeben. Um so schlimmer, daß trotzdem Menschen anrufen und diesen Abzockern auf den Leim gehen.
Trotzdem muß man anerkennen, daß es Menschen gibt, die aus welchen Gründen auch immer Trost etc bei der Astrologie suchen, so wie andere Menschen sich an Kirchen, Synagogen, Moscheen oder Psychotherapeuten wenden. Jeder nach seiner Façon…
Nun mag es ja sein, daß es merkwürdig anmutet, wenn Astrologieausbildung nun eine Aufwertung durch den Staat erfährt. Trotzdem gilt die weltanschauliche Neutralität des Staates. Der Staat kann nicht entscheiden, ob eine solche Praxis dem Menschen hilft oder nicht. Er muß alle gleich behandeln. Als Christ hätte ich zur Astrologie auch ein paar Worte zu sagen, aber die Kritik von Wahrsagercheck bezieht sich nicht auf den Glaubensinhalt, sondern auf die Gefährlichkeit, bzw Lächerlichkeit. So wie ich das sehe…
Da nun aber Menschen im Bereich der Astrologie arbeiten, und damit Geld verdienen und nicht mehr auf das bundesdeutsche Sozialsystem angewiesen sind, finde ich es genau so richtig, solche Ausbildung zu unterstützen, wie ich es auch richtig finde, wenn der Staat die Ausbildung zum Physiotherapeuten, zum Installateur oder sonst einem Beruf fördert, wie unsinnig mir der Beruf auch vorkommen mag.
Insofern kann ich auch der Polemik nicht zustimmen, wenn Wahrsagercheck nun Kurse in „Aufzucht und Haltung von Dinosauriern“, „Gästeführer in Atlantis“ oder „Tastaturbedienung durch Telekinese“ anbieten will. Ist zwar auf den ersten Blick ganz lustig und eignet sich oberflächlich auch, die Astrologen durch den Kaukau zu ziehen, trotzdem gibt es bei diversen Astrosendern wohl Arbeitsplätze für solche Qualifizierungsmaßnahmen. Wie das mit den Atlantis-Fremdenführern aussieht oder den Dino-Züchtern… naja, sagen wir: Ich bin äußerst skeptisch…

Comments

Comment by irene dietrich on 2009-11-15 14:46:32 +0100

Hallo,

da muss selbst ich als Astrologin mich bedanken – sehr schöne Vergleiche – ich habe herzhaft gelacht!

Insbesondere der Satz „Die mögliche Nutzung des Wissens zur Übervorteilung anderer ist nicht an irgend eine esoterische Praxis oder sonst etwas gebunden.“ hat es mir angetan – gerade wenn wir die Finanzkrise betrachten…

Herzliche Grüße,
Irene Dietrich